Moin,
Allgemein:
Drittes Spiel der "Rückrunde" zu Hause gegen Unterhaching - Hinspiel 0:1. Hansa wie zuletzt mit einem 5-2-3 Grundsystem: offensiv 3-4-3, defensiv 5-4-1/5-2-3 (Butzen/Pepic manchmal als Doppel-6 manchmal als Raute). Personell gab es 3 Änderungen Riedel für Reinthaler (Gelbsperre), Neidhart für Ahlschwede sowie Hanslik für Vollmann - Aufstellung: Kolke - Scherff, Rieble, Sonnenberg, Riedel, Neidhart - Pepic, Butzen - Hanslik, Breier, Opoku. Unterhaching spielte in Halbzeit 1 defensiv ein 4-4-2 mit Doppel-6 und offensiv eher ein 4-2-4 - zentral mit Doppel-6 oder Raute, in Halbzeit 2 ein 5-2-3.
Analyse bis zum 1:0 (60. Spielminute):
Hansa presste Unterhaching im vordersten oder mittleren Drittel des Spielfeldes. Dabei agierte man fast immer kompakt und zweikampfstark. Die 3er-Kette mit Rieble/Sonnenberg/Riedel schob immer wieder gut mit und hielt den Anschluss an die vorderen Spieler. So ließ man Unterhaching kaum kontrolliert aus der eigenen Hälfte spielen. Insgesamt schaffte es Hansa bis zur 60. Minute 57-mal in der gegnerischen Hälfte, entweder die Hachinger am Spielaufbau zu hindern oder aber gänzlich den Ballbesitz zu übernehmen (im Schnitt 1-mal pro Minute). Wurde der Ball gewonnen, spielte man zielstrebig und mit wenigen Pässen (< 6) nach vorne. Beim Ballvortrag und besonders Im Angriffsdrittel ging es mitunter etwas wild und hektisch zu, wodurch eine Vielzahl der Bälle (zu schnell) wieder verloren ging. Gleichermaßen wurden diese jedoch durch ein wirkungsvolles und gut strukturiertes Gegenpressing zurückgewonnen.
Offensiv kreierte man in der Folge dessen 8 Torchancen (davon 6 im 16er) und bekam außerdem etliche Ecken bzw. Freistöße zugesprochen. Leider konnte daraus "nur" eine 1:0 Führung erspielt werden. Lediglich 2 der 8 Torschüsse kamen aufs Tor (Pepic - gehalten; Neidhart - Tor). Die anderen wurden entweder geblockt (2-mal) oder verfehlten ihr Ziel (4-mal). Die Standards sind weiterhin eine Schwäche bzw. leider keine Stärke Hansas. Zwar werden die Bälle mittlerweile mit der notwendigen Schärfe gespielt, die Präzision bleibt bisweilen jedoch mangelhaft. Die Ecke Opokus und die folgende sehr gute Kopfballchance Sonnenbergs in Minute 59 war der einzige Lichtblick. Nichtsdestotrotz müssen technisch beschlagene Spieler wie Scherff und Opoku weiterhin die Verantwortung übernehmen und versuchen die Standards mutig sowie scharf vors gegnerische Tor zu bringen.
Defensiv konnte man Unterhaching häufig (inklusive des "Abseitstores" 6 Torschüsse) weit vom eigenen Tor fernhalten. Für die Entstehung sorgten unter anderem ein krasser individueller Fehler von Neidhart (Abseitstor), ein "fallen lassen" (anstatt mit aufzurücken) der 3er-Kette nach Ballverlust sowie zwei schlecht geführte Zweikämpfe Sonnenbergs. Letzterer wollte in diesen Situationen aggressiv den Ballverlust erzwingen, wurde jedoch 2-mal einfach ausgespielt. Im Abwehrdrittel Hansas würde ich mir oftmals eine nicht ganz so "stürzerische" Zweikampfführung wünschen - zumal diese häufig weder zielführend noch notwendig ist.
Das 1:0 in der 60. Minute eine logische Konsequenz der bisher gezeigten Leistung und wieder einmal herrlich herausgespielt (siehe Bilderreihe).
Min 59:09 - Ballgewinn Pepic geschlagener Ball nach Gegenpressing
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Min 59:11 - Pass auf Opoku nach links - super Schnittstellenpass an 2 Hachingern vorbei auf Scherff
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Min 59:14 - Scherff mit rückwärtiger Hereingabe - gute Strafraumaufteilung
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Min 59:16 - Hanslik mit perfekter Mitnahme am Gegenspieler vorbei - Neidhart macht sich geschickt frei, wird angespielt und vollendet - 1:0
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Analyse nach dem 1:0 (60. - 90. Spielminute):
Unterhaching musste jetzt offensiver werden und versuchte dies auch, indem sie einerseits offensiv wechselten (65. Minute) und andererseits mehr Risiko nach vorne gingen. Hansa spielte zunächst fast genauso weiter wie bisher und ließ bis auf eine Torchance (61. Minute), die nur durch einen krassen individuellen Fehler von Hanslik entstehen konnte, bis zur 75. Minute nichts weiter zu. Einige kleine Veränderungen waren jedoch zu beobachten: Die 3er-Kette rückte nicht mehr immer so mutig beim Pressing Hansas mit nach vorne. Die Kompaktheit und die Wirkung des Pressings gingen unter anderem deshalb etwas verloren. Die Mannschaft schaffte es in den letzten 30 Minuten "nur" noch 13-mal die Hachinger am Spielaufbau zu hindern oder aber gänzlich den Ballbesitz zu übernehmen (im Schnitt 0,43-mal pro Minute). Bei Ballgewinn wurde dieser mitunter viel zu schnell wieder hergegeben. Von hinten heraus wurden Bälle unnötigerweise geschlagen, anstatt sie zu sichern und den Gegner zu bespielen. Vorne versuchte man zu kontern, scheiterte aber an technischen Unzulänglichkeiten (Passspiel). So konnte Rostock bis zum Schluss nur eine Doppelchance (Freistoß Vollmann, 2. Ball Torschuss Rieble) für sich verbuchen. Besonders Hanslik schien ab der 70. Minute platt zu sein und wurde folgerichtig in der 75. für Vollmann ausgewechselt. Herr Härtel stellte mit der Hereinnahme auf 5-2-1-2 um. Dabei spielte Vollmann zentral als 10er und Opoku und Breier auf den Halben vor ihm als "Stürmer". Der Teufelskreis aus nicht mehr kompaktem Pressing, viel zu schnellen Ballverlusten und fehlerhaftem Konterspiel zeigte jedoch seine Wirkung. Es gab kaum Entlastung, die Kräfte schwanden und Unterhaching konnte sich mit langen Passstafetten in der Hälfte Hansas festsetzen und Torchancen erspielen. In der 85. Spielminute parierte Kolke stark gegen einen Fernschuss nach guter Kombination Hachings (8 Pässe/2 Dribblings). Beim Gegentor in der 79. war er machtlos (siehe Bilderreihe).
#1 Das Gegentor - Kombination über 6 Pässe + Dribbling:
Min 78:11 - nach einem nicht erfolgreichen Konter Unterhaching im schnellen Umschaltspiel - Hansa mit 7 Mann hinter dem Ball
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Min 78:13 - der Spieler inmitten des Dreiecks Butzen/Pepic/Vollmann wird angespielt und dann attackiert - Riedel tritt raus
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Min 78:15 - der Spieler passt wieder zurück und es erfolgt ein Querpass auf einen nachkommenden zentralen Unterhachinger - Hansa mit 8 Mann hinter dem Ball
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Min 78:17 - der ballführende Spieler dribbelt durch Pepic und Vollmann hindurch - Riedel wird unnötigerweise kreuzen und ebenfalls dazustoßen
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Min 78:20 - Rieble tritt heraus, kann den Hachinger zwar nach Außen, aber nicht vom Ball trennen - Riedel wirkungslos - Opoku nur mit Blick für den Ball, nicht aber für den gefährlichen Raum bzw. seinen sich dorthin bewegenden Gegenspieler
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Min 78:23 - Gassenpass - Hereingabe in die Mitte - 1:1
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Fazit:
Hansa steckt in einem Teufelskreis fest und dies nicht nur in diesem sondern in vielen Spielen dieser Saison. In den letzten 20 Minuten kassierten sie bislang 13 Tore. Dagegen stehen 5 geschossene. Die Spielweise des andauernden Gegenpressings bei Ballverlust sowie schnellen Spielens in die Spitze nach Ballgewinn ist besonders für die offensiven Spieler sehr sprintintensiv und kraftraubend. Schafft man einerseits keine Entlastung durch gelegentliches längeres Ballhalten in Form von Passkombinationen oder aber geht so hoch in Führung, dass ein oder zwei Gegentore in der Schlussphase am Sieg nichts ändern, dann ist es schwer diese knappen Führungen über die Zeit zu retten. Dabei fällt auf, dass die Mannschaft in der jetzigen Aufstellung nicht in der Lage ist, den Ball lange zu halten. In der 2. Halbzeit gab es nur eine über länger als 5 angekommene Pässe andauernde Kombination. Des Weiteren schafft es Hansa nicht mit 2, 3 oder 4 Toren in Führung zu gehen bzw. in der Schlussphase mögliche Konter zur Entscheidung des Spiels zu nutzen. Um meine Thesen zu untermauern ein paar Werte, die einen Vergleich der Spiele mit und ohne Kai Bülow darstellen. Dieser war in der Lage für "Ruhe", Struktur und Ballbesitz zu sorgen.
Die Wertung des Duisburgspiels habe ich nicht mit einbezogen:
Mit Kai Bülow - 9 Spiele - Tore in den letzten 20 Minuten 2 (0,22 pro Spiel) - Gegentore 2 (0,22 pro Spiel)
Ohne Kai Bülow - 13 Spiele - Tore in den letzten 20 Minuten 2 (0,15 pro Spiel) - Gegentore 7 (0,54 pro Spiel)
Die Statistik:
Grün = "positiv/sehr gut", rot = "negativ/verbesserungswürdig", orange = "zu beobachten".
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