Moin,
Wer Zeit hat, kann sich das ja mal antun
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Hab mal einen "Reisebericht" zum Polnisches Pokalfinale in Warschau am 02.05.2017 verfasst.
Lech Poznan – Arka Gdynia 1:2 n.V.
Über Sinn und Unsinn, sich die Mühe zu machen, einen Bericht zu tippen, der letztlich wohl auch in der kommenden Plattenpost zu finden sein wird, kann man sicherlich streiten. Was solls.
Nachdem der Schmerz überwunden war, nicht schon am Sonntag angereist zu sein, um noch das Spiel Legia – Wisla Krakau mitzunehmen (wo es im übrigen auch eine ordentliche pyrotechnische Einlage zu sehen gab:
http://www.stadionowioprawcy.net/news/4 ... _2017.html ) ging es früh am Morgen des 1. Mai von Berlin mit dem Eurocity nach Warschau. Tickets für Hin- und Rückfahrt gab es für 58 Euro. Fahrzeit etwa 5 Stunden. Der Nachmittag konnte somit genutzt werden, um sich ein erstes Bild von der Stadt zu machen.
Zunächst ging es zu Legias Stadion „Wojska Polskiego“. Dabei ging es unter einer Autobahn lang. Jeder einzelne Stützpfeiler mit Legia-Graffitis. Starke Dinger. Das Stadion liegt mehr oder weniger in mitten der großen „Lazienki“ Parkanlage. Legia Warschau ist kein reiner Fußballverein, dies wird schnell klar, sobald man sich im Stadionumfeld bewegt. Direkt neben dem Stadion befindet sich ein Tennisstadion mit zwei ansprechenden Tribünen. Vor der Heimkurve lassen sich Liegenschaften der Sportschützen des Vereins ausmachen und auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Haupttribüne sind weitere Sportkomplexe angeordnet. Diese gehören zum Teil dem „Legia Fight Club“.
In der Haupttribüne ist der offizielle Fanshop, ein Museum und der Laden der „Zyleta“ untergebracht.
Lagetechnisch erinnert die Legia Bude wohl an die alte Försterei, schließlich läuft auch hier ein Wasserarm direkt am Gästeblockeingang entlang.
Anschließend tappelte man entlang der Uferpromenade des größten Flusses des Landes. Die Weichsel, welche auch die Städte Krakau, Torun, Plock und Danzig durchfließt, verfügt hier über eine geschätzte Breite von 400m.
Der polnische Name lautet "Wisla" und hält bei einigen polnischen Fussballvereinen (Wisla Krakau, Wisla Plock) als Namensbestandteil her.
Ähnlich wie am Rostocker Stadthafen sind dort Treppenstufen, aber auch Strandbars und einseitig ein 100m breiter Weichselstrand zu finden. Dass sich die Jugend der Stadt im Sommer dort allabendlich nicht nur den Sonnenuntergang, sondern auch reichlich Piwo reinzieht, wundert niemanden.
Über eine der Brücken ging es rüber zum 58000er Nationalstadion "Narodowy", um sich im Anschluss selbst am – vom Stadion 300m entfernten – Weichselstrand, den ein oder anderen Hopfensmoothie einzuhelfen.
Am Spieltag selbst wollte man den Morgen nutzen, um dem Leichtathletikstadion des RKS Skra einen Besuch abzustatten. Richtig geile Bude, ähnlich des unüberdachten Berliner Olympiastadions, allerdings kleiner und in U Form. Die Hütte hat seine besten Tage jedoch in ferner Vergangenheit erlebt, aber gerade das macht ja den Reiz aus. Aktuell leider nur noch für Leichtathletik und Rugby genutzt.
Schon 3 Stunden vor Anpfiff fand man sich gegen 13 Uhr am Ort des Geschehens ein. Sämtliche Tickets auf auf Haupt- und Gegentribüne waren für 10 Euro im Vorverkauf, 8 Euro für die Kurve zu erhalten. Da es auf der kupbilet.pl Seite Probleme mit den Zahlungsmodalitäten gab, wurde ein personalisiertes Ticket mit polnischen Namen und Ausweis/Peselnummer auf anderen Wegen erstanden.
Aber wie kommt man damit nun durch die Ausweiskontrolle? Im Ligabetrieb juckt es den Slawomir nicht, beim Pokalfinale wird da schon genauer auf die Ausweise geschaut. Der PZPN höchstpersönlich ist schließlich Ausrichter des Spektakels. Auch 6 andere Rostocker, die man am Eingang sah, schienen mit ihrer polnischen Identität zu hadern. Letztlich wartete man auf höheren Andrang, sodass die Ordner Einen nur durchwinken. Ich denke am Ende ist jeder reingekommen. Die Anspannung, womöglich abgewiesen zu werden bei einem nahezu nicht existierenden Schwarzmarkt war schon etwas erdrückend.
Im Stadion gab es wie in den modernen Arenen des Landes typisch, die Kielbasa Wurst im Hotdog mit Cola im Menu. Note ausreichend, definitiv kein triefender Fettschlauch wie in Stettin, der das Prädikat Sexwurst verdient hätte.
Zum Sportlichen Nebengeplänkel:
Lech Posen natürlich in der Favoritenrolle. Zuletzt 2004 und 2009 brachten es die Eisenbahner "Kolejorz" fertig, den Pokal in die 550 000 Einwohnerstadt mitzunehmen.
Arka hingegen der klare Aussenseiter, der im letzten Sommer ins Oberhaus, die "Ekstraklasa" aufstieg, nun aber gegen den Abstieg kämpft.
Der letzte und einzige Triumph ist ein Pokalsieg, der auf das Jahr 1979 datiert ist.
Posen ließ alle ihrer Chancen ungenutzt. Es war zum Haareraufen, Kurwa!
105 Minuten reichten auf beiden Seiten nicht aus, um ein Tor zu liefern. In der zweiten Hälfte der Verlängerung sollten dann allerdings 3 dergleichen fallen. 2:0 für Arka aus Gdynia. Was für ein Wahnsinn. Spieler kamen direkt in die Kurve an den Zaun. Kollektives ausrasten. Posen machte noch den Anschlusstreffer zum 1:2, konnte die Niederlage allerdings nicht mehr abwenden. Viel mehr kann ich zu dem Spiel kaum sagen, da die Kurven Einen am heutigen Tage zu sehr in ihren Bann zogen.
Auf den Rängen:
Klar reicht dieses Finale nicht an die beiden vorigen Duelle zwischen Warschau und Posen heran. Das war aber im vornherein klar.
Heute stand die Freundschaft im Vordergrund. Beide Vereine sind schon seit vielen Jahren freundschaftlich unterwegs.
Ein solches Spiel zweier größerer Szenen bringt jedes Mal einen immensen Auflauf der miteinander verbundenen Szenen mit sich.
Zusammen mit Cracovia Krakau bilden die beiden Vereine die "Wielka Triada". Neben der WRWE Gang (Widzew Lodz, Ruch Chorzow, Wisla Krakau, Elana Torun) und Legia Warschau & Zagleblie Sosnowiec wohl eine der größten Zusammenschlüsse des Landes.
Cracovia
...war im Stadion mit der "Jude Gang" Heimfahne und der "Opravcy" (Folterer) auf Seiten von Arka mit etwa 380 Mann vertreten. Zu einem großen Teil erlebten diese Burschen die 4 Stunden im Stadion unter ihren Strumpfmasken und beteiligten sich an sämtlichen Aktionen. Auf Seiten von Lech mit weiteren 120 Leuten und der JG Auswärtsfahne.
Die Wertigkeit dieser Wielka Triada lässt sich auch schon daran erkennen, dass Cracovia am Vortag beim eigenen Spiel in Lubin mit nur 100 Leuten ohne Fahnen zugegen war.
Polonia Bytom
...auf Seiten von Arka mit etwa 330 Leuten, 4 Zaunfahnen und einheitlichen Dunkelblau/weinroten Fischerhüten.
Zagleblie Lubin
...die Jungs aus der Kupferstadt auch bei Arka mit 3 Zaunfahnen und 200 Mann in leuchtend orangen Tshirts zugegen. Deshalb auch kurzzeitig als aufrückende Ordnerbande wahrgenommen.
KSZO Ostrowiec
...mit 75 Mann im rechten oberen Eck der Arka Kurve ebenfalls in orangen Shirts.
Eine Zaunfahne hing auf Seiten von Lech Posen.
Gwardia Koszalin
...mit 15 Leuten bei Arka dabei. Anfänglich hing eine Zaunfahne.
Vereinzelte Leute bei Arka noch von Gornik Wałbrzych.
Letztlich steigt bei den Freundschaftsbündnissen im Nachbarland nur schwer jemand durch. Beispielsweise besteht zwischen Fans von Zawisza Bydgoszcz und Zagleblie Lubin eine Freundschaft. Arka Gdynia ist mit Lubin befreundet, bezeichnet Bydgoszcz allerdings als ihren Feind.
Völlig den Faden verlor man dann bei den Geschehnissen rund um das Spiel Polen – Russland bei der EM 2016 in Marseille. Wisla Krakau verließ quasi die älteste Freundschaftsachse mit Breslau und Danzig um sich Ruch Chorzow und der WRWE Bande anzuschließen.
Natürlich geht es hier weniger um Fussball. Nicht umsonst wird Wisla Krakau bzw. den Wisla Sharks Schleusertätigkeiten in Verbindung mit ihren Freunden von Lazio Rom nachgesagt...
Beide Szenen reisten mit jeweils 7 (!) Sonderzügen zum Finale.
Lech Posen:
....mit einer voll besetzten Hintertortribüne. 9000 Leute.
Auch deren Auftritt ziemlich stark, verflachte allerdings im Laufe der Zeit. Zu Spielbeginn eine Pappchoreo welche den Pokal sowie die Jahreszahlen der Erfolge zeigte. Spruchband am ganzen Mittelrang. Darauf zu lesen sowas wie: Alle guten Dinge sind drei. Dies bezog sich darauf, auch die letzten beiden Jahre im Finale gestanden zu haben, jedoch zwei mal an Legia scheiterte.
Halbzeit 2 dann einmal alles an Fackeln verfeuert.
Zaunfahnenplätze waren eigentlich genug vorhanden, sodass das meiste geile Zeug mitgeschleppt wurde. Allem voran die vielleicht 50m lange "Kibolski Klub Sportowy" Fahne. "Pyrlandia", "Ultras Lech '01", "Forever Lech" und die "Miasto zla slawa owiane". (Ungefähr: die Stadt ist berüchtigt) auch dabei.
Leider nicht dabei war der echt gute Lappen "Imperium Poznanski".
Arka Gdynia:
...leider nur mit gefüllten Oberrang. Unterrang nur zu einem Drittel gefüllt. Etwa 6000 Kibitze. Schade drum, aber irgendwie zu erwarten. Wer hätte dies abgesehen von Legia Warschau und Lech Posen auch sonst noch fertig gebracht. Vielleicht Ruch Chorzow. Die Zeiten wo Slask Breslau oder Wisla Krakau auf einen Dienstag so einen Mob zusammengetrommelt haben, sind vorbei.
Arka dafür mit einem absoluten erste Sahne Mob im Oberrang. Karten konnten nur über die Fanclubs bezogen werden, sodass wirklich keine "Picknicker" den Weg in den Oberrang fanden. Unterstützung von einem anderen Stern. Polentypisch sehr geschlossen und laut.
Zaunfahnen sind vor allem die "Hooligans from Akra", "Ejsmond Park" (Altes Stadion) und "Gorki" (Tribüne) ins Auge gefallen.
Insgesamt waren es letztlich 8 verschiedene pyrotechnische Aktionen.
Von der Szene aus Gdynia hört man, es sollen 750 Bengalen, 700 Breslauer und 100 römische XXL Lichter den Weg ins Stadion gefunden haben. Vornehmlich wohl in Lautsprecherboxen und ähnlicher Technik eingeschleust.
Der Haufen von Arka stellte heute alles in den Schatten. Zu bedenken ist dabei auch, dass Arka in der Liga zur Zeit einen Stimmungsboykott aufgrund schlechter Mannschaftsleistungen abhält. Somit wurde zuletzt beispielsweise dem Auswärtsspiel in Stettin komplett fern geblieben.
Etwa 140 Leute Vermummte sorgten für Gesprächsstoff.
Anfänglich zur Zettelchoreo "A R K A" Breslauer und Raketen.
Später verschiedene Breslauer und Bengaloaktionen. Halbzeit 2 vielleicht 800 ausgeteilte Karofahnen untermalt mit Breslauern.
Torjubel nochmals losgefeuert und zur Siegerehrung wieder Raketen ohne Ende.
In der Verlängerung das Unfassbare. Arka holt den Pott und spielt nächste Saison international.
Am 3. Mai stand dann noch der Polnische Unabhängigkeitstag an. Diese freien Tage werden als „Majowka“ bezeichnet. Dazu sprach der Präsident auf dem zentralen Platz der Altstadt. Von dort im übrigen auch ein schöner Ausblick hin zum Nationalstadion.
Direkt an die Altstadt schließt sich im Norden noch das Stadion von Polonia Warszawa an. Auch dieses ist einen Besuch wert.
Videos & Bilder:
http://www.stadionowioprawcy.net/news/4 ... _2017.html