Seite 15 von 20

Re: Reiseberichte

Verfasst: Mo 19. Aug 2019, 02:56
von FCH_support_SAW
19.08. Real Betis Sevilla - Real Valladolid 1:2 (0:0)

Bei unserem zweitägigen Sevilla Besuch war schon seit langem das erste Saisonspiel von Betis geplant. Das Schwierigste war erstmal an Karten zu bekommen. Ging im Endeffekt relativ einfach über das online Ticketing und Karten mit Barcode zum selber ausdrucken, die bequem auf die Mail gesendet wurden. Allerdings zu einem stolzen Preis. Karten gehen bei Betis bei 55 EUR in der günstigsten Kategorie los. In Spanien gehen die Karten sehr spät online so dass eine Woche vor dem Spiel immer noch nichts verfügbar war. Dann plötzlich online geschaut und nahezu alles ausverkauft. Ich habe später erfahren, dass Betis wohl weit über 40.000 Dauerkartenbesitzer hat. 2 zusammenhängende Plätze gab es dann nur noch auf der Haupttribüne. Stolze 84 EUR die Karte. Naja Urlaub und ich war halt heiß drauf.

Vor dem Spiel hatten wir noch etwas Zeit und wollten noch eine Führung im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan machen, dem Stadion von Stadtrivale F.C. Sevilla. Dies war allerdings aktuell nicht möglich da ein Teil der Aussenfassade der Haupttribüne umgebaut wird. Das Stadion konnten wir also nur von außen bewundern und macht ordentlich was her. Also ging es gut 2 1/2h vor dem Spiel etwa 4km weiter Richtung Estadio Benito Villamarin.
Auf dem Weg dahin haben wir Jose kennengelernt, einen Spanier, der in Deutschland lebt und gute Kontakte zur Ultra-Szene pflegt. Er hat uns dann auch gleich mitgenommen, in eine Straße hinter das Stadion, in der die Ultras etwa 2h vor dem Spiel zu Hunderten sich einsangen, viel tranken und das ein oder andere Genussmittel zu sich nahmen. Dazu immer mal wieder auch Pyro und Rauch. Mir war dabei etwas mulmig weil wir ne ganze Weile direkt neben dem Trommler standen und ich nicht wusste, wie „fremde“ Fans dort aufgenommen werden. Irgendwann kam dann mein Hansa Tattoo zur Sprache und man tauschte sich kurz über Hansa aus, aber alles entspannt und sehr freundlich.
Das Spiel war für 21 Uhr angesetzt also machten wir uns gegen 20.20 Uhr auf den Sprung ins Stadion. Kontrollen gab es so gar keine und damit meine ich gar keine. Die Spanier schleppen da Essen und Getränke rein.
Das Spiel war mit 51.497 Zuschauern so gut wie ausverkauft. Ich war etwas verwundert, als 20.30 Uhr beide Mannschaften in die Kabinen verschwanden, es war ja noch eine halbe Stunde Zeit bis Spielbeginn. Denkste. Das Spiel wurde 20.40 Uhr angepfiffen, warum auch immer. Einige Leute in unserem Block kamen auch zu spät.
Der erste Gändehautmoment dann beim Einlaufen der Mannschaften, die Betis-Hymne, inbrünstig von wirklich jedem im Stadion gesungen, dazu eine schöne Schalparade. Wahnsinn was so ein Stadion, bei dem nur die Haupttribüne überdacht ist für Krach machen kann.
Betis mit einigen namhaften Neuzugängen wie Nabir Fekir und 28 Millionen Mann Iglesias, dazu natürlich Clublegende Joaquín.
Vor dem Spiel gab es eine Schweigeminute für verstorbene Mitglieder und Angestellte des Vereins. Das soll wohl Tradition am ersten Spieltag sein. Es war wirklich still, nur das Knacken der Nüsse war im Stadion wie ein ätzendes Hintergrundgeräusch zu hören. Irgendwie komisch. So ging das das ganze Spiel, das fast jeder um uns herum diese „Reyes“ wegnaschte und einen Dreck auf seinen Platz hinterließ. Wahnsinn! Überhaupt das Stadion sehr dreckig und baufällig aber mit tollem Charme. 3 gewaltige Ränge, die steil nach oben ragen.
Zurück zum Spiel: verhaltener Beginn von beiden Mannschaften bis Valladolid einmal steil durch kam und der Heimtorwart viel zu übermotiviert den Stürmer umhaut. Rote Karte nach 7min!!! Der bereits 38 jährige Joaquín war das Opfer und wurde gegen den neuen Torwart ausgewechselt. Sehr schade, den hätte ich natürlich gerne gesehen. Übrigens musste auch der Stürmer verletzt runter und auch die Gäste aus Valladolid mussten früh tauschen. Die erste Halbzeit mit ein paar Halbchancen und überwiegend Ballbesitz für die Gäste, die natürlich nun mehr als 80min in Überzahl agieren konnten. Stimmung sehr gut, gar nicht mal so sehr vom Ultras-Block, da habe ich schon stärkere gesehen, aber vor allem wenn alle anderen Tribünen mit eingesetzt haben.
Zweite Halbzeit dann das 0:1 irgendwie aus dem
nichts, gerade als Betis das Spiel besser unter Kontrolle bekommen hat. Ein Flachschuss aus 18m. Die etwa 100 Gästefans, die im Rang direkt unter uns saßen, konnten wenigstens etwas auf sich aufmerksam machen. Betis mit der schnellen Antwort, nach schöner Kombination und Finte durch die Beine stand der Stürmer völlig frei und schob aus Nahdistanz zum verdienten 1:1 ein. Völlige Extrase und das Stadion explodierte. Danach auch ein Gesang, der extrem brachial kam. Nun war das Stadion richtig da und jeder Einwurf, jede Ecke wurde begeistert gefeiert. Kurz vor Schluss dann aber die Ernüchterung, nach schönem Angriff und Kombination über mehrere Stationen trafen die Gäste aus spitzem Winkel aus der Drehung trocken ins lange Eck. So laut wie es vorher war so schnell war die Euphorie auch weg und viele verließen in der 88min das Stadion. Generell ist es heftig wie schnell sich so eine große Schüssel leert.
Nach dem Spiel dann wieder mit Jose getroffen und das Spiel ausgewertet. Es war auf jeden Fall ein Highlight, das Stadion hat seinen speziellen Charme, hier wird Fußball noch gelebt, jede Tribüne macht mit und man sieht keine high Society auf der Haupttribüne, sondern Fußballfans. Stimmung wirklich gut und irgendwie familiär. Meiner Frau und mir hat es sehr gut gefallen.

Re: Reiseberichte

Verfasst: So 6. Okt 2019, 21:41
von Georghansafan
es ist zwar ein bisschen her, aber ich wollte erst über die Tour schreiben, wenn ich auf meiner Homepage fertig bin. Heute Teil 1:

Bekloppte Anreise und viele Länderüberquerungen.

Am 21.07.2019 fuhr ich per Flixbus (aufgrund eines Chorauftritts am Abend zuvor) um halb 2 Uhr nachts von Rostock nach Kopenhagen. Mein Fahrrad RR2 kam mit. Damit begann auch eines der 1. Kleinen Probleme, der Fahrer bzw. der Mitarbeiter beim Fahrer konnten kein Deutsch. Daher dauerte es ein wenig, bis sie verstanden, was ich mit meinem Fahrrad wollte. Auch beim Raufstemmen musste ich vieles alleine machen. Als er dann mit ein wenig Verspätung los fuhr, fuhr er auch nicht mit der Fähre von Rostock - Gedser, sondern fuhr lieber die Fährverbindung Putbus - Dänemark. Dank einer Kontrolle bei der Grenze und des Nichtverstehens der Fahrer, musste jeder einzelne kontrolliert werden, weil die beiden das Wort: Passagierliste in verschiedenen Sprachen nicht verstanden. Gegen 9 Uhr errreichte der Bus mit knapp einer Stunde Verspätung Kopenhagen. Hier war es dem Hauptfahrer wichtiger bei strömenden Regen in der Nähe der Tür zu rauchen (wahrscheinlich auch sehr cool für die Fahrgäste, die bis Stockholm fuhren). Dadurch bekam ich mein Fahrrad noch später. Bei mir machte sich für 2 Sekunden sogar die Sorge breit, er könnte mit meinem Fahrrad weiterfahren. Für alle Nachahmer: Mit Fähre, Bus/ Fahrradfahrt und Zug seit ihr definit entspannter in Kopenhagen, als mit Flixbus.

In Kopenhagen fuhr ich bei strömenden Regen und ohne Jacke, die war sicher und bequem bei mir zu Hause, zum Hostel. Hier stellte ich meine Sachen ab und fuhr dann in die Innenstadt. Hier fand ich eine Wechselstube und dann ein nettes Fahrradcafé. Leider waren Lage und Ambiente besser als das Essen bzw. die heiße Schokolade (kleiner Exkurs: seit der letzten Tour schaue ich, wo es die beste heiße Schokolade gibt: bisher in Tallinn in der Innenstadt und in Hamburg in einem Café direkt beim Bahnhof in der Aussteigrichtung, wo der riesige Saturn ist (wer Lust hat darf mir per PN schreiben, wo es andere solche Hotspots gibt)). Aber ich war ja auch zum Hoppen gekommen, also ging es zum Hauptbahnhof. Hier lies ich RR2 stehen, weil ich in Malmö mal zu Fuß gehen wollte, außerdem ist ein Ticket mit Fahrrad ja teurer.

Dank eines bescheuerten Systems von der schwedischen Nationalbahn SJ erlangte ich ZWEI Karten von Kopenhagen - Malmö und somit war es doppelt so teuer, als wenn ich EIN Ticket für mich und RR2 ergattert hätte. Leider ist es neben der bargeldlosen Bezahlung ein Markenzeichen der Schweden jede einzelne Karte von X - Y mit dem perfekten Startzeit anzugeben. Leider gab ich eine falsche Zeit ein und genau dieser Zug fiel dann aus. In solchen Sachen ist Schweden leider noch recht rückständig. Dann ging es in den völlig überfüllten Öresundexpress (das schwedische a über Tag möchte ich jetzt mal nicht googeln). In Malmö war es deutlich wärmer. Ich suchte mir dann einen Bankautomaten, den ich eigentlich gar nicht brauchte, weil beim "Berliner Döner" wo ich einen Burger mit Dönerfleisch aß, konnte ich nur mit Karte bezahlen, wie gesagt, in Bargeldabschaffung ist Schweden führend. Nach einer kleiner Rast mit Lesen am Fluss/ Kanal von Malmö und der Suche nach einem öffentlichem Klo am Sonntag ging es dann endlich zum 1. Ground. Für mich war es dabei besonders, dass heute mein 1. ausländisches Frauenspiel sein sollte. Da war es ganz passend, dass es in Schweden war, weil mein 1. ausländischer Männerground war in Trelleborg. Leider fand das Spiel ca. 2 Stunden später statt, als angedacht, sodass ich dann noch eine mäßige heiße Schokolade in einem "bretagnischen" Café trank mit Crepes dazu. Die waren aber echt lecker. Und dann konnte es endlich zum Spiel kommen:

FC Rosengard – Växjö Dff 5:0

Das Malmö IP ist noch n kleines nettes Teil, aber auch typisch neuere Stadien in Schweden mit Kunstrasen (ist einfach nicht so meins). Rosengard mit ordentlich Stimmung und so wie ich es von der U21 - EM in Polen kannte mit ordentlich Singsang. Gefiel mir persönlich sehr. Das Spiel war sehr einseitig und mit mehr Kaltschnäuzigkeit hätte ich definitiv auch mein höchstes Ergebnis eintragen können bzw. es hätte gut Zweistellig sein können. Dazu die Fakten, gefühlte 20 Ecken, sehr viele Abschlüsse und ein Växjö, dass eigentlich nicht auf dem Platz war. (mag mir jemand gleich per PN schreiben, wie man hier Fotos einfügt?)

Nach dem Spiel ging es völlig übermüdet mit der Bahn zurück nach Kopenhagen und von dort aus mit RR2 zum Hostel. Dort checkte ich ein, holte mein Gepäck und musste über einen kleinen Fußweg zu meinem Bett. Hier schlief ich dann gut 12 Stunden durch. Das Frühstück am nächstem Tag war ziemlich enttäuschend und dazu keine Heiße Schokolade. Die nächsten 2 Tage verbrachte ich mit Sightseeing. Den 1. per Fuß und mit Rad. Dabei sah ich Nyhavn, die kleine Meerjungfrau (klein und sehr enttäuschend) und eine schöne Schlossanlage in der Nähe von ihr. Am 2. Tag machte ich eine Free Guided Tour mit. Der Tourleiter hatte leider etwas gegen Schweden und trotz vieler Witze über Schweden, die auch ich gerne mache, liebe ich dieses Land und fand das recht überflüssig. Ansonsten war sie ganz ok. Man sah viele wichtige und auch unwichtige Plätze und ich hatte dieses Mal keinen Geschichtsfreak wie in Helsinki, aber an die nette Frau in Stockholm, die lauter nette Anekdoten erzählte und ihre eigene Stadt nicht so extrem wichtig nahm, kam er absolut nicht ran. Einzig witzig fand ich die Geschichte über die Namensgebung in Dänemark; Beispiel Carlsberg. Es gab einen Mann der hatte einen Sohn der hieß Carl und der braute ein Bier auf einem Berg. Ebenso war das mit dem Nyhavn.

Die Abende verbrachte ich im Hostel mit netten Gesprächen mit Kanadiern, Schweizern und einer netten Rostockerin.

Morgen: 200km Kattegat zum 2. Ground

Re: Reiseberichte

Verfasst: Mo 7. Okt 2019, 23:00
von Georghansafan
200km Kattegat zum 2. Ground

am 24.07.2019 sollten endlich die 1. Kilometer per Rad gemacht werden. Dafür stand ich schon früh auf und fuhr mit dem Öresundexpress nach Halmstad. So zumindest der Plan. Leider ist Oberleitungsschaden und Schienenersatzverkehr keine rein Deutsche Erfindung. Schön aber, dass mein Fahrrad im Gepäckwagen des Busses passte. Nun musste ich nur noch ca. 1 Stunde in Ängelholm warten. Dann kam ein Öresundexpress, dem scheinbar keiner gesagt hatte, dass zwischen Helsingborg und Ängelholm Schienenersatzverkehr bestand. Gegen 11 Uhr war ich dann endlich in Halmstad. Hier endete vor 9 Jahren meine Fahrradtour an der Westküste von Schweden, nun war der Plan von hier weit nach oben zu fahren. Gleich zu Beginn der 1. Etappe gab es ein Schild, welches den Kattegatleden zeigte. Dies ist leider der einzige Europaradweg in Schweden, was irgendwie auch leicht traurig ist. Von Halmstad ging es erst einmal westlich hinaus, vorbei an einen von gefühlt 1000 Golfplätzen, die ich die nächsten Tage queren sollte direkt ans Meer. Nach ein paar Fotos von diesem ging es endlich nach Norden. Auf dem Weg ins schwedische Falkenberg aß ich nur kurz etwas am ICA - Markt. Ansonsten fuhr ich die ganze Zeit Fahrrad. Nett war eine kleine Stärkung, die ich von deutschen Rentnern bekam, die eine Fahrrad - Bustour gebucht hatten (wenn ich 80 bin eine gute Idee). Gegen 17 Uhr fand ich in der Nähe vom Strand eine Freiwildcampstelle, wo ich mein Zelt aufstellte. Nachdem ich eingekauft hatte und in einer Eisdiele neben Eisessen auch mein Handy auflud, verbrachte ich den Rest des Tages mit lesen und dem Meer beobachten.

Am nächsten Tag ging es nach einem kleinem Frühstück gegen 9 Uhr zur nächsten Etappe ins Schwedische Åsa. Dabei fuhr ich zum größtem Teil auf guten Fahrradstraßen und nur wenige Meter auf einer wenig befahrenen Landstraße. Mal ging es am Meer entlang und mal durch eine hügelige Landschaft. Es war sehr warmes Wetter und ich hatte schon am Ende der 2. Etappe großen Sonnenbrand. In Varberg machte ich in einer Pizzeria eine kleine Mittagspause. Nach dieser und einem kleinen Einkauf (u. a. natürlich Cola) ging es auf den letzten Teil der 2. Etappe. Dabei ging es nach einem Naturschutzgebiet direkt neben einer großen Straße entlang (ich vertraute da kurz mal Google Earth, weil der offizielle Weg da einen zu großen Umweg nahm). Als ich wieder auf dem offiziellem Weg war, war ich tatsächlich direkt neben dem Meer. Kurz vor Ende der Etappe hörte ich bei einer Junggesellenfeier in einer Blockhütte Weihnachtslieder und hatte bis Åsa weihnachtliche Ohrwürmer bei ca. 30°C. Gegen 18:30 Uhr erreichte ich Åsa. Hier nahm ich einen Campingplatz für 20 €. Direkt neben mir war ein deutsches Ehepaar, dass auch Fahrrad fuhr, nur die komplett entgegengesetzte Strecke. Ich lies den Tag ausklingen mit baden, chillen und lesen.

Am nächstem Tag ging es wieder gegen 9 Uhr los. Dabei kaufte ich noch ein paar Sachen für den Tag und Frühstück in einem weiterem ICA - Markt. Dann kam die letzte Etappe, die wohl auch ungefähr 60km lang war. Bis Mittags fuhr ich den Kattegatleden bis Kungsbacka. Dabei nervte es ein wenig, dass der Weg nicht die direkte Strecke dorthin nahm sondern zwischendurch gerne mal Umwege mit doch etwas größeren Bergen machte, die der gemeine Mecklenburger so nicht kannte. Gegen 12 Uhr war ich in Kungsbacka und wie es sich für mich und Schweden gehörte musste heute noch der typische Mc Donalds - Besuch folgen. Dieses war in einem Industriegebiet. Hier kaufte ich noch die nächste Cola, bevor es weiterging auf einem anderem Weg. Eine weitere Halbinsel wollte ich mir lieber ersparen. Stattdessen bekam ich eine schöne Nebenstraße mit Panoramablick auf eine große Bundesstraße und viel Wald. Gegen 15 Uhr erreichte ich wieder den Kattegatleden und nach weiteren 5 Kilometern landete ich im Paradies bzw. genauer gesagt den Göteborger Inseln. Es war echt traumhaft. Leider kennt der gemeine Mensch das Paradies schon und wer weiß, wie lange das da noch so toll aussieht. Ca. 16:30 Uhr erreichte ich mein Hostel in Göteborg. Hinter mir lagen etwa 200km. Witzigerweise war ich tatsächlich vor ca. 9 Jahren genau beim gleichem Hostel. Ich hatte das aber nicht gewusst, erinnerte mich aber sofort wieder. Ich hatte aber die Backpackers - "Suite" gebucht. Diese teilte ich mir in einer Koje auch nur mit 15 anderen Männern. Was ein geschnarche.

Am nächstem Morgen nach dem Frühstück ging es erst auf Sightseeingtour in Göteborg und dann zum 2. Ground der Tour:

Göteborg FC – KIF Örebro 0:0

Das Valhalla IP liegt neben einem meiner Lieblingsstadien, in dem ich leider nie ein Spiel sah dem altem Ullevi - Stadion. Es besteht aus 2 Tribünen, einer Stehtribüne, die ich dank der hohen Sonneneinstrahlung nicht nutzte und einer Sitzplatztribüne. Der Eintritt war kostenlos, dafür kostete das wenig geschmackvolle Essen ca. 13 €. Stimmung gab es nicht. Das Spiel war aber mit Abstand schlechteste. Selten so wenig Chancen gesehen. Das war Fußball zum Abgewöhnen.

Nach dem Spiel ging ich noch mal zum Hauptbahnhof und sah in einer Sportkneipe 2 weitere Spiele, die zur Halbzeit auch 0:0 standen. Dann kaufte ich noch 2 T - Shirts und eine bilige Powerbank, die ich eigentlich nie nutzte. Kurz bevor ich wieder im Hostel war, aß ich noch eine leckere belgische Waffel. Abends unterhielt ich mich mit einer Norddeutschen, die jetzt in Köln lebt. Es war ein echt netter Tag.

Morgen: Schwedische Fahrradsysteme und Norwegische Berge

Re: Reiseberichte

Verfasst: Do 10. Okt 2019, 00:17
von Georghansafan
Schwedische Fahrradsysteme und Norwegische Berge

Am Sonntag den 28.07.2019 fuhr ich entspannt um 9 Uhr mit dem Zug nach Uddevalla. Von da aus ging es auf schönen Fahrradwegen in ca. 4 Stunden nach Fjällbacka, bei Traumwetter auf ebener Fläche. So war zumindest der Plan noch am Samstag. Schon dort machte mir das schwedische Bahnsystem ein Strich durch die Rechnung. Aus Gründen, die ich auch im Nachhinein nicht verstand, bekam ich bei der Regionalbahn ein Ticket für 2 Stunden später, also startete ich gegen 13 Uhr los. Das Wetter dachte sich dabei: hey, wir hatten seit den 1. Tagen in Kopenhagen keinen Regen mehr, jetzt also erst recht. Beim 1. Weltuntergang konnte ich mich noch in eine Raststätte flüchten. Hier bekam ich sogar eine akzeptable Heiße Schokolade. Dann fuhr ich weiter, es hatte ein wenig aufgehört. Pünktlich im Nirgendwo begann dann der 2. Weltuntergang. Bis zur nächsten Bushaltestelle waren es noch ein sehr sehr nasser Kilometer. Zu allem Überfluss hatten jetzt auch Autofahrer Spaß daran, die größten Wellen erzeugen zu wollen. Mein Mittelfingersonntag war perfekt. Perfekt war auch die Flache Strecke, abgesehen von den paar 10 Bergen, die immer mal wieder auftauchten. Immerhin zu einem 3/4 des Weges hatte ich einen Fahrradweg und wenn ich den nicht hatte, war ich eher auf kleinen Landstraßen unterwegs. Nach dem Mistwetter wurde das Wetter dann auch endlich besser und ich hatte erst mal keinen Regen mehr bis Fjällbacka. 15 Kilometer vor Fjällbacka wurde die Straße voller und die Autos durften mit 80 an mir vorbeifahren. Es war irgendwie nicht so wirklich mein Tag. Völlig kaputt kam ich gegen 19 Uhr an meinem Ziel an. Jetzt wollte ich mir nur noch einen netten Platz zum schlafen suchen. War richtig einfach; hätte ich viel Geld. Beim einzigem Hotel, wo ein Zimmer frei war, kostete eine Übernachtung 100 €. Die Jugendherbergen und Zeltplatz waren ausgebucht. Auch Freiwildcampen am Wasser war nicht erlaubt und als ich es trotzdem versuchte, wurde ich vertrieben. Immerhin Fjällbacka war ein echt wunderschöner Flecken auf Gottes reichen Planeten. Gegen 23 Uhr baute ich mein Zelt auf einem Parkplatz für Campingwagen auf und schlief sehr schnell ein.

Am nächstem Tag fuhr ich relativ früh nach dem üblichem Frühstück in einem Coop - Markt los. Ich wollte einfach nur weiter. Kurz nach Fjällbacka endete wieder mal der Fahrradweg und ich durfte viele Berge hoch und runter fahren. Kurz vor dem nächstem kleinem Ort mit schönem großem Zeltplatz, an dem ich bei besserer Kondition/ Planung bestimmt was bekommen hätte begann er dann wieder. Aber irgendwie war der Plan nach dem Kattegatleden: Wenn ein Ort weg ist, können Fahrräder auch auf der Straße fahren. Auf dieser wäre ich dann fast von einem Traktor überfahren worden. Sehr sehr sicher. Irgendwann ging der Weg Gott sei Dank ab und ich hatte für ca. 5 km mal eine Strecke nur für Fahrradfahrer. Dieser dann mit einem schönen Anstieg. Dann ging es noch ca. 15 km auf einer großen Parallelstraße zur E6 entlang, bis ca. 10 km vor Strömstad der Fahrradweg begann, der mich bis zu meinem Campingplatz bringen sollte. Dabei kam ich an den 1. Fjorden vorbei. Es fühlte sich schon fast so an wie Norwegen.

Leider war der Preis von 32 € pro Nacht dem norwegischen schon sehr nah. Die Waschmaschine und viele andere Sachen kosteten natürlich noch extra. Da es hier auch kein normales Mittagessen gab, fuhr ich nochmal in den Ort und aß dort eine leckere Calzone, die ich mir teilweise fast mit Tauben teilen musste. Dann ging ich in der Nähe vom Campingplatz baden und las ein wenig. Natürlich hatte ich auch noch eine deutsche Unterhaltung, wäre ja auch langweilig mal Einheimische zu treffen. Zum nettem Service des Campingplatz gehörte es, die ganze Nacht über Countrymusik zu spielen.

Am nächstem Morgen wurde ich mit einer netten steifen Brise geweckt. Trotzdem packte ich mit ein wenig Schwierigkeiten meine Sachen zusammen und fuhr nach einem kleinem Einkauf, bei meinem letztem ICA - Markt der Tour, zur letzten Etappe in Schweden. Zu Anfang war der Fahrradweg noch sehr lange nach der Stadt vorhanden. Irgendwann als zum x.tem Mal die E6 überquert wurde, hörte er dann auf. Immerhin gab es dann einen Fahrradschildhinweis, der sagte, man solle einfach immer dem Fahrradweg folgen. Ein wenig verarscht kam ich mir schon vor. Das Wetter war auch traurig, dass ich Schweden verlassen würde. Daher fuhr ich dann 10 km im Regen. Er hörte erst auf, als ich bei einem riesigem Einkaufscenter hielt, in dem wahrscheinlich viele Norweger einkauften, weil es sehr nah an der Grenze war und günstig war. Mein Highlight war, als ich mich in eine riesige Schlange für die Pfandflaschen einreihte und EINE Flasche einwarf und manche kamen mit mehreren Säcken. Kurz vor der Grenze gönnte ich mir für knapp 11 € noch ein Menü bei Burger King. Dann ging es über eine Brücke und ich war in Norwegen.
Norwegen begrüßte mich mit einem großem Berg, den ich halb fahrend, halb schiebend überquerte. Die Wege wurden ab jetzt immer schlechter, aber es gab nun endlich wieder fast durchgehende Fahrradwege. Und nach wenigen Kilometern sah ich sogar ein Fahrradhinweisschild. Nur für 7 km musste ich mal wieder auf einer Straße fahren und nachdem ich ein unbedeutendes Dorf durchquert hatte. Ansonsten war der Weg echt gut. Für die Übernachtung hatte ich wieder einen Campingplatz im Sinn. Dieser war in der Nähe von Fredriksstad direkt neben einem Golfplatz. Aber er kostete nur 20 €. Als ich mein Zelt aufbaute, traf ich das nächste Fahrradfahrende Paar aus Deutschland. Mit diesen unterhielt ich mich kurz. Dann schaute ich mir die schöne Altstadt an. Abends saß ich in einem Imbissbereicht und hörte über das Fanradio den Hansasieg über Bayerm II. Danach ging ich zeitig schlafen.

Am nächstem Morgen ging es mit dem Fahrrad zum Hafen der Altstadt und mit einer Fähre ging es in die Innenstadt von Fredriksstad. Das deutsche Paar machte dann noch ein Foto von mir und RR2 und dann ging es nach einem kleinem Frühstück in einem 7 - Eleven auch schon los auf die nächste Etappe. Dabei durchquerte ich erst ein ca. 6km langes Industriegebiet. Dann durfte ich lange einem Fluss folgen. Es war anfangs auch noch schön flach. Die Wege waren immer noch sehr sehr schlecht. Dafür hatte ich kurz darauf für ca. 5 km die einzigen Straßenkilometer des Tages zu überwinden. In einem kleinem Ort aß ich eine große Pizza mit Dönerfleisch und lud mein Handy auf. Danach war mir irgendwie total schlecht, aber dass sollte für lange Zeit meine letzte richtige Mahlzeit sein. Kurz darauf war ich wieder in Halmstad. Nur dass dies nicht die große Schwedische Hafenstadt war, sondern eher das Kleinformat. In einer größeren Stadt konnte ich an einer Tankstelle ein dringendes Bedürfnis stillen und fuhr anschließend durch ein nettes Naturschutzgebiet. Beim weiterem Weg fand ich sogar ein Schild, dass schon in Richtung Oslo den Weg wies, aber das war an diesem Tag noch zu weit. Daher fuhr ich bei einem Bahnhof (dank großer Baustellen sah ich leider keine Züge) nach links und wieder an das Meer heran und war gegen 18 Uhr in Kjövangen. Direkt Strand baute ich mein Zelt an einem Hang auf, sodass ich nachts immer nach unten rutschte. Leider hatte ich vergessen, im Dorf vorher was zu essen zu kaufen. Dadurch bestand mein Abendessen aus 2 Bananen und einer Cola. Immerhin war ich in dieser Nacht am Oslofjord. Das war eine echt traumhafte Kullisse.

Am nächstem Morgen musste ich ein paar Berge hochschieben und quälte mich dann ca. 8km weiter auf einer wenigen befahrenen Straße, da ich echt hungrig war. Aber dann kam endlich die nächste größere Ortschaft, in der ich dann ein Sandwich mit Hünchen und Currysauce aß (normalerweise würde ich sowas nicht mit der Kneifzange anfassen, aber dieses Mal war es das traumhafteste Essen der Welt). Im Rema2000 direkt an dem Café kaufte ich dann ein und fuhr dann weiter in Richtung Oslo. Dabei kam ich in den Ort Ski und durfte dann direkt neben einer Eisenbahnstrecke entlangfahren. Die Sonne kam nun wieder so raus, als hätte es die 2 Regentage in Schweden und die leicht bedeckten Tage zuvor nie gegeben. Im nächstem Ort kaufte ich noch eine Cola und machte mich auf in die nächsten Berge in Richtung Oslo. Der Weg war zwar sehr schwierig, aber dafür war das Panorama traumhaft. Irgendwann kam ich scheinbar in einen Vorort von Oslo. Ein richtiges Ortseingangsschild fand ich leider nicht. Mit letzter Kraft schob ich dann einen ca. 3 km langen Berg hoch und fuhr durch weitere kleinere Vorortviertel bis ich auf dem wirklich höchstem Punkt des Tages gab. Dafür gab es dann zur Belohnung eine Hammer Abfahrt. Gegen 15 Uhr war ich dann am Hostel.

Hier checkte ich ein und lies mein Fahrrad aufgrund, dass ich ein wenig Fahrradmüde war und sehr viel gebaut wurde in einem kleinem Keller des Hostels stehen. Ich ging dann schnell zu einem Subway und aß dort für "nur" 10 € was zu Essen und kaufte noch Lebensmittel für die nächsten Tage.

Morgen/ Heute: 2 Oslo - Grounds

Re: Reiseberichte

Verfasst: Do 10. Okt 2019, 23:32
von Georghansafan
2 Oslo - Grounds

Den 1. Tag in Oslo verbrachte ich mit Sightseeing. Zuerst ging ich wie immer, wenn ich in größeren Städten bin, erst mal zum Hauptbahnhof. Dieser war überraschend groß und es gab viele Eingänge. Hier kaufte ich mir dann eine 7 - Tageskarte für die Metro. Leider vergaß ich sie am Ende in einen Ticketautomaten zu stecken, um jemanden zu überraschen. Nach dem Hauptbahnhof kam gleich nebenan die Oper. Auf diese ging ich sogar rauf und von dort hatte ich einen echt tollen Ausblick. Es waren auch mal wieder ca. 30°C. Also ein kaltes Norwegen kann ich so erst mal nicht bestätigen (keine Ahnung wie es im Winter ist). Mit der Metro ging es dann zum Nationaltheater und von dort ging ich die Straße nach Süden in Richtung Hauptbahnhof und kam an vielen schönen Attraktionen vorbei. Als immer mehr Menschen dort waren, ging ich lieber von der Straße weg und in Richtung eines Parks. Über Internet hatte ich gelesen, dass man mit dem Bus zum Café Schrøder gelangen konnte. Wahrscheinlich lesen nicht so viele Jo Nesbø. Dies ist der Ort, an dem die Hauptperson Harry Hole immer einkehrt. Hier sollte es angeblich auch sehr günstig sein. Eventuell, wäre es die Suppe gewesen, den Burger und Cola gab es stilecht für norwegische stolze 12 €. Das Restaurant gefiel aber durch urigen Charme und ein paar Zeitungsartikeln unter anderem über Jo Nesbø.

Nach der kulinarischen Kultur, musste ich dann mal zum Nationalstadion (Ullevaal-Stadion). Dazu fuhr ich mit dem Bus bis zu einer bestimmten Endhaltestelle und kam durch ein paar weniger besondere, aber auch nette Viertel durch. Allgemein muss man sagen, dass Oslo vor allem dadurch profitiert, dass es für eine europäische Hauptstadt relativ klein ist. Mit der Metro ging es dann zum nächstem kapitalistischem Ungeheuer. Das Stadion als solches sah ich nämlich nicht. Ich sah u. a. Burgerking und viele andere Läden, die das Stadion von außen komplett umschlossen. Aber es gab dann doch mal eine Stelle, von der man ins Stadion sehen konnte. Das war dann doch recht imposant. In der Nähe gab es dann das Restaurant "Egon"; perfekt mit Melone und Zigarre. Keine Ahnung warum ich dann ein bekanntes Lied ohne Text pfeifen musste... Abends aß ich eine Pizza, die ich mir im Einkaufscenter in der Nähe gekauft hatte. Davor war ich auf der Dachterasse des Hostels, in der 9. Etage, dass leider ab 21 Uhr gesperrt war. Dort hatte ich eines der wenigen englischen Gespräche mit einem Italiener, der gerne Volleyball spielte. Leider vergaß ich in welcher Liga er spielte und auf welche Position er spielte bzw. was die Position bedeutete. Dann suchte ich mir in der Nähe des Parks in dem ich gewesen war eine Sportkneipe. Sie zeigten aber nur Kinderfußball von einem künstlichem Stadion in der Nähe vom Ullevaal-Stadion, dass ich grob gesehen hatte. Hätten sie 2. Liga Deutschland gebracht wäre ich geblieben, aber Fußball von 10 (oder grob älteren Kindern) fand ich dann doch nicht ganz so spannend. Im Hostel hörte ich dann halt 2. Liga über Radio, frei nach dem Motto: "Kenne deinen Feind in ca. einem Jahr!!!!"

Am nächstem Tag verschickte ich als 1. meine Zeltsachen nach Deutschland, weil ich für die einzige Schwierigkeit eine passende teure Unterkunft gefunden hatte und nicht mehr zelten würde. Dann sah ich mir 2 nette Parks an. Bei einem musste ich auf einen Berg klettern und konnte nicht alles sehen, weil dieser für ein beginnendes Festival ca. eine Woche später vorbereitet wurde und somit gesperrt war. Vom Berg hatte ich wieder eine tolle Aussicht. Vor allem auf Berge, die ich GOTT SEI DANK nicht hochfahren musste. Nach einem kleinem Imbiss bei einem relativ günstigem Döner (es gab türkische Pizza für ca. 7 €) fuhr ich kurz zu meinem Hostel, holte meine Brille (ich wollte nicht noch ein Spiel ohne verbringen) und fuhr zum vermeintlich nächstem Ground. Als ich vor dem hässlichen Mini - KR - Platz stand, war dort aber keiner. Die 2. Liga - Mannschaft hatte sich entschieden in der großen Intility - Arena zu spielen und so änderte sich meine komplette Fußballplanung. Da ich keine Alternativprogramm für den Tag hatte, musste ich das Stadion mit einem 2. Ligisten kreuzen (bitter!!!) und so fuhr ich mit dem Bus fast direkt zum Ground, den ich dann noch einmal umrunden musste und so kam es zum Spiel:

Skeid Fotball – Aalesund FK 0:1 (2. Liga Männer Norwegen)

Die Arena besteht aus 4 Stehplatztribünen. 2 3/4 waren blau und eine Blau - Rot und 1 1/3 war blau rot kariert. Ansonsten nichts besonderes. Neben mir standen ca. 20 Ultras von Skeid, die versuchten Stimmung zu machen, aber auf dem KR - Ground wären sie wahrscheinlich besser zu hören. Die Auswärtsfans standen ein paar Reihen weiter links. Sie machten ordentlich Stimmung. Leider war die Haupttribüne so auch die einzige Tribüne, die offen war. Für mich positiv war, dass ich eine Cola für nur 10 Kronen bekam, so günstig bekam ich sie nirgends. Die günstige Cola ansonsten kostete in Norwegen für 0,5l ab 30 Kronen aufwärts (umgerechnet etwa 3 €). Für mich als Colajunkie ein Schlag in meine Finanzen. Das negative war, dass ich während des Spiels dank perfektem W - Lan das Spiel von Hansa in Unterhaching hörte und die nächste 0:1 Niederlage mitbekam. Auch typisch Hansa. Mein Jakobsweg endete 2013 mit einer 0:6 Niederlage gegen Darmstadt. Das Spiel war sehr Bescheiden. Es spielte der 1. gegen den 15. Der 1. spielte an diesem Tag aber irgendwie nicht besonders gut. In der 2. Halbzeit steigerte sich Aalesund aber und brauchte aber eine der dümmsten und klarsten Handelfmeter der Welt, warum es dafür nicht gelb gab erschloss sich mir nicht. Der Elfer wurde souverän verwandelt. Ansonsten war das Spiel nicht besonders bzw. mein Gehirn hat nichts für mich besonderes abgespeichert (es gab leider auch keinen Platzverweis).

Nach dem Spiel ging es zurück zum Hostel. Dabei nahm ich einen Bus, der bei einer Stadtautobahn hielt. So konnte ich endlich auch mal auf einer der Autobahnen fahren, die mich von gefühlt Halmstad an verfolgten. Im Hostel wurde ich dann von einem Schwaben angesprochen. Dazu gesellte sich die nächste Schwäbin. Kaum war einer da, vermehrten die sich. Wir gingen dann gemeinsam was in einem Park zu essen kaufen. Leider nahm ich erneut den teuersten Burger, der nur etwa 10 € kostete. Wie saßen gegenüber einer öffentlichen Toilette und ärgerten uns später nicht in Blickrichtung dieser zu sitzen. Denn jetzt hatten wir einen grandiosen Blick auf mindestens 2 Wildpinkler (die sahen scheinbar nur einen Baum und nicht die gefühlt 1000 Menschen, die in der Nähe waren). Durch diesen Anblick verließen wir bald darauf die Szenerie und fuhren mit der Straßenbahn zum Hafen. Spannend zu dieser Straßenbahn ist zu sagen, dass es die 1. war, in der ich mich fühlte wie auf einem Schiff. Bei richtig schlechten Schienen schaukelte sie doch tatsächlich. Meine Seekrankheit sollte noch mal auf die Probe gestellt werdenm als die beiden Schwaben plötzlich Lust hatten auf eine Tour zu eine der Inseln im Fjord. Da ich gerade nichts anderes vorhatte fuhr ich mit und hatte Glück. Es war kein Wellengang und auch meine Koordination/ Ballance machte keine Probleme. Es war einfach traumhaft. Auf die Insel, zu der die Fähre fuhr, gingen wir aber nicht, weil die Sonne gerade unterging und wir größtenteils (die Schwäbin war so clever lange Sachen anzuziehen) in kurzen Sachen herumliefen. Als wir wieder in Oslo waren gingen wir durch ein luxoriöses "Gerberbruchviertel" (war tatsächlich so hässlich wie die Buden die dort gebaut wurden, nur luxoriöser und größer). Dank der Temperaturen fuhren wir mit der Straßenbahn dann zurück zu unserem Hostel. Wir wünschten uns dann alle eine Gute Nacht und dann hörte ich deutlich ein 4. "Gute Nacht"

Diese 4. Stimme gehörte der 3. Person, dieses Mal wieder weiblich, die aus Schwaben kam. Wir verbrachten den Vormittag an einem Fluss, zuvor hatten die letzte Schwäbin und ich uns mit Kaffee (die Schwäbin) und einer echt leckeren Heißen Schokolade (ich) eingedeckt. Ein weiterer Hot - Choclate - Ground. Dazu nahm ich noch Zimtschnecken. Es war ein echt netter Vormittag. Dann ging es mit der Straßenbahn wieder zum Hauptbahnhof. Die Schwaben wollten baden bzw. Kultur machen, für mich ging es zu Sportkultur. Wer einmal in Oslo war, muss einmal den Holmenkollen machen. Das ist eine Skisprungschanze oder der Berg + Schanze. Zu dieser kam man Gott sei dank mit einer Metro. Skispringen ist eine meiner anderen Leidenschaften nach Fußball und Formel 1 (obwohl ich mich für viele Sportarten, die ich niemals selbst betreiben würde, begeistere). Vor der Schanze dachte ich mir nur: "Wer ist so dumm und springt da freiwillig runter" Von ganz oben hatte man eine perfekte Aussicht. Dazu bezahlte man aber auch 14 €. Leider hatte ich natürlich den 1. Tag in Oslo gewählt, an dem es regnete und eine Art Nebel über Oslo lag. Irgendwie auch eine Spezialität von mir 2015 hatte ich eine ähnliche Sicht vom Atomium aus. Nach dieser Kultur ging es zum nächstem Ground. Dabei hatte ich dann seit Ewigkeiten einen Abstieg zu Fuß zu leisten. Das funktionierte tatsächlich sogar ganz gut. Dann ging es mit dem Bus noch ein paar Haltestellen und so ging es zum leider letztem Ground der Tour;

Røa IL – Valerenga IF 2:6 (Frauen 1. Liga Norwegen)

Das/ die Røabanen liegt am äußerstem Rand von Oslo. Neben dem Stadion war ein Fluss, der die Grenze zu Oslo bildete. Es bestand aus einer Haupttribüne, an die eine Stehtribüne angebaut wurde. Es war von den 4 Grounds, der echt netteste. Die Fans von Valerenga hatten einige Fans mitgebracht. Die machten echt gute Stimmung. Es war eine weitere positive Überraschung. Die 2. war der Preis. Insgesamt bezahlte ich mit Eintrittskarte und allem drum und dran wahrscheinlich nur etwa 10 - 15 €. Leider kaufte ich mir auch eine Bockwurst in Crépemantel (keine Ahnung, was die Norweger daran finden). Das Spiel war auch noch mal ein Highligt. Schon nach der 1. Halbzeit stand es 3:1 für Valerenga. Vor allem eine Spielerin aus Jamaika oder Afrika wusste sehr zu gefallen. Sie erzielte u. a. 2 Tore und bereitete mehrere vor. Das Tor des Tages war aber das 6:2. Dieses wurde von einer anderen Spielerin ansatzlos aus ca. 20 Metern in den Winkel gedroschen. Ein geiles Tor.

Nach dem Spiel ging es zurück zum Hostel. Hier unterhielt ich mich dann mit den Schwaben und mit einem Ami, der irgendwas mit IT machte und durch Homeoffice, in der Welt zu Hause war. Kurz ging ich noch in eine Sportkneipe in der Nähe vom Hostel. Hier sah ich mir das Spiel der Männer von Valerenga an. Die Tribüne war nur leicht voller als tags zuvor, man hörte dank englischer Musik in der Kneipe zwar keine Stimmung, aber es sah deutlich besser aus, als tags zuvor. Ich glaube das Spiel endete vor meiner ca. 5 € teuren 0,3l Cola unentschieden. Bei einem Inder bekam ich noch ein leckeres und sehr günstiges Sandwich. Im Hostel quatschten wir weiter und wir lachten viel und am Ende war klar, ich würde Oslo mit einem lachendem und einem weinendem Auge verlassen.

Alles in allem fand ich Oslo toll, aber ich sah auch andere Dinge, die ich so auch teilweise in Krimis von Jo Nesbø las. In der Nähe vom Hostel sah ich z. B. einem Drogendeal zu und in einer anderen Straße wollte mir jemand Hashisch angedrehen. Es war echt unheimlich. Dazu wurde so viel gebaut, dass ich mich freue, wenn ich 2022 zurückkehre und dann neben der Fahrt mit RR2 zum Nordkap auch mal in Ruhe Oslo per Rad durchquere, es gibt dort echt schöne Ansätze.

Augrund der Textlänge und der Uhrzeit schreibe ich doch noch einen weiteren Teil morgen:

bekloppte Rückfahrt.

Re: Reiseberichte

Verfasst: Fr 11. Okt 2019, 23:26
von Georghansafan
bekloppte Rückfahrt

Wie kommt am Besten von Oslo nach Deutschland, es gibt wahrscheinlich mehrere Flugverbindungen, die aufgrund der Umwelt/ Flugangst und Probleme ein Fahrrad perfekt zu packen, dass es das Flugzeug mitnimmt (einmal fast 150 € für einen neuen Flug von Porto -> Deutschland, wegen 5 Minuten Check in verpasst direkt nach dem Jakobsweg) für mich ausfiel. Es gibt auch noch die Möglichkeit der Fähre. Leider war eine der Linien, die mir die Fahrt von Klaipeda - Kiel versaut hatte, weil es nur um Kohle ging und der Service mies war (3 € für 1h Stunde schlechtes Internet, widerliches Essen das auf nassen Tabletts) und Scandia, die ich zwar durchweg positiv gestimmt bin auf den Fahrten von Rostock nach Trelleborg, aber dann kommt auch meine eventuelle eingebildete oder echte Seekrankheit (und das als Rostocker und Kind des Meeres (irgendwie schon traurig)). Zumal schien mir der Preis zu "teuer". Also gab es noch eine andere Möglichkeit, bei der Planung fand ich eine sehr bekloppte.

Und so ging erwachte ich am 05.08.2019 gegen halb 6. Es gab eine leise und freundliche Verabschiedung von den 1. beiden Schwaben. Mit der letzten Schwäbin ging es mit dem IT'ler zum Bahnhof, weil die Schwäbin Angst vor den Dealern und ich auch den Leuten nicht vertraute. Der Himmel weinte wieder wegen unseres Abschieds. Dieser erfolgte dann verteilt am Hauptbahnhof. Die Schwäbin nutzte eine andere Fährverbindung, von der ich noch nichts wusste, aber mit dem Zug nach Göteborg hätte ich auch nicht gewollt. Also ging bekam ich meinen nächsten "Zugground". Dabei durfte ich mein Fahrrad erstmal ca. 2 Meter hoch in ein Gepäckteil stellen. Irgendwie habe ich immer mehr das Gefühl, dass das Deutsche System mit Fahrrädern irgendwie gar nicht mal so schlecht ist, in Schweden wird es oft gar nicht mitgenommen und in Norwegen braucht man einen Wagen mit Gepäckwagen (bei meinem Glück fehlt irgendwann mal so ein Wagen). Die Landschaft war bis Kristiansand traumhaft. Leider war mein Fenster ca. 30cm von mir entfernt, sodass ich kaum gute Fotos machen konnte. Also für mich war das alles nur kein wirklicher "Fensterplatz". Während der Fahrt las ich einen Liebesroman von Nicholas Sparks.

In Kristiansand wurde mein Fahrrad aus fast 2 Metern irgendwie runtergeschmissen bzw. der Transport von ganz oben nach unten war nicht ganz so einfach. Aber ich war froh, nach ca. 4 Tagen wieder in die Pedalen zu treten. Mein 1. Weg führte mich zu einem Mc Donalds in einem Haus, dass dem Weißem Haus ähnlich sah (zumindestens vom außen). Das essen war dann auch amerikanisch/ norwegisch teuer. Nach dem Essen chillte ich auf einer Minianhöhe. Danach schmiss ich mein echt nutzloses Regenponcho weg. Ich nutzte in Norwegen für ca. 50 € erstmals AirBNB. Leider war ich zu deutsch und zu pünktlich da. Daher war der Schlüssel noch nicht in der Box. Trotzdem kam ich kurz danach rein. Das Zimmer war perfekt für eine kurze Nacht. 50 € war allerdings schon ein wenig teuer. Dafür bekam für den Preis aber auch einen Pflaumenbaum zum Pflücken (ich wurde sogar zurückgeschickt, weil ich "nur" ca. 10 gesammelt hatte und nachher hatte ich schon ein komisches Gefühl im Magen, als ich ca. 20 Stück in 5 Minuten aß), ich durfte die Dusche im Erdgeschoss nutzen, weil die Dusche im Keller zu "klein" war und ich hatte einen eigenen Fernseher. Diesen nutzte ich an diesem Abend ausgiebig mit Trash - TV und Fußball (leider war aus irgendwelchen Gründen Eurosport nicht dabei, leider, sonst hätte ich Trondheim in der CL können). Während ich meine Dänischen Kronen rauskramte fand ich auch noch ein Zahlenschloss, dass ich an mein Zelt hätte machen können und es so sicher verschließen können. Dazu hatte ich mir in Göteborg extra ein neues Schloss für den Schrank unter meiner Koje gekauft.

Am nächstem Morgen stand ich schon um 4:30 Uhr weil meine Fähre sehr früh fuhr. Mit dem Rad war ich in ca. 15 Minuten beim Hafen (nebenbei hat jemand schon mal das Fort Knox Colorline geknackt ;) ). Dank eben dieser tollen Internetseite fuhr ich mit einem Schiff, dass noch schneller war, und mich in ca. 1 3/4 nach Dänemark brachte. Vorher hatte ich mit 2 Motorradfahrern aus Bremerhafen/ oder Cuxhafen, meine übliche norddeutsche Unterhaltung.

In Dänemark ging es dann auf die letzte Etappe nach Aalborg. Dazu fuhr ich erst aus Hirthals (dem Ort in dem die Fähre hielt) raus und nach wenigen Metern wieder rein. In einem Sparmarkt (Name leider irreführend, gab es in Norwegen auch und war nicht günstig) kaufte ich mir wieder ein wenig Wasser (meine Cola durfte ich an Bord nicht trinken (und es gab tatsächlich Angestellte, die das kontrollierten, also Augen auf bei der Jobsuche)). Es ging zuerst am Meer entlang und dann ins Landesinnere der Nördlichsten Insel in Dänemark. Das dänische Fahrradsystem ist mit den Niederlanden eines der Bestausgebautesten. Es gab immer wieder sehr gute Hinweisschilder, auch wenn Aalborg erst sehr spät angezeigt wurde. Die einzige Autostrecke hatte ich, als ich einmal mit sehr viel Dummheit zu früh abgebogen war. Google Earth ließ mich meinen Fehler aber sofort erkennen. Landschaftlich hatte ich trotz der Berge in Norwegen, die schönste Landschaft. Dänemark glänzte durch Flachheit, aber ansonsten nur typisch Norddeutsch mit Feldern und Wäldern (ob MV oder Dänemark, bis auf die guten Fahrradwege, leider wenig Unterschiede). Mittags aß ich für unglaubliche 5 € einen leckeren Hotdog. Ich war definitiv nicht mehr in Norwegen. Gegen 17 Uhr erreichte ich mit voller Blase Aalborg. Dadurch ging es ein wenig schneller zu meiner Pension.

Dankbarerweise rauchte der "Pensionär" der mir mein Zimmer für die Nacht gab. Dank eines Blicks auf meinen Kontostand, bestand mein Resttag nur noch aus Mini - Sightseeing und dem Kauf eines billigem Mirkowellenessens. Ein gutes günstiges leckeres Abschiedsessen konnte ich mir in Dänemark irgendwie nicht vorstellen.

Am nächstem Tag ging es dann mit der Bahn zurück nach Deutschland. Tags zuvor hatte ich mir die letzten Tickets (diese hatte ich ca. 3 Wochen vor dem Urlaub über eine Hotline bestellt) in einem Ticketautomaten geholt. Ich ärgerte mich total, weil ich ausdrücklich mehrmals auf englisch formuliert hatte: "I have a bike Ticket of (klar das ist falsch, aber so gut ist mein Englisch leider) Aalborg to Fredriksstad, I just need a reservation for my bike" und am Ende vielleicht noch eine Sitzplatzreservierung. Tja, was bekam ich, eine Reservierung für das Fahrrad, eine Sitzplatzreservierung UND ein Fahrradticket von Aalborg nach Fredriksstad. Jetzt hatte ich 2 Fahrradtickets. Das DB - Ticket reichte natürlich aus. Der Zug war dann wie üblich deutsch (ich hoffe nächstes Jahr in Polen gibt es nicht so viele Deutsche (aber bei meinem Glück werde ich, wenn ich mit 42 nach Nigeria fahre an meinem Ziel meine Traumfrau aus Rostock in einem Hostel treffen)). In Fredriksstad regnete es total. Es sah aber sehr witzig aus, wie bei einem anderem Zug ein wahrer Guss auf den Zug prallte, wegen der Bahnhofsarchitektur. Meine beiden Züge (sie wurden angekoppelt) kamen zu unterschiedlichen Zeiten und von daher ein weiterer Tipp von mir: Bestellt Fahrradtickets und Platzreservierungen besser zusammen, ansonsten geht es euch so wie mir, dass das Fahrrad in Zug 1 ist und eure Platzreservierung in Zug 2. Ich hatte glaube ich noch nie so Angst um mein Fahrrad.

Meine Zeit in Hamburg zum Umsteigen war eh schon mit 15 Minuten knapp bemessen. Aber auch in Dänemark kann eine Bahn plötzlich aus Gründen, die nicht zu verstehen sind, plötzlich sehr langsam rumschleichen. Einzig das W - Lan im dänischem Zug, dass wie im Polenbuss nur bis zur dänischen Grenze funktionierte, entschädigte mich ein wenig. Gegen 17:30 Uhr überfuhren wir die wahrscheinlich langweiligste Grenze der Welt, weil ich diese überhaupt nirgends sehen konnte. Hätte Google Earth und mein Netzanbieter nicht irgendwann gesagt: "Moin to Germany", ich hätte es nicht bemerkt. Gegen 18:20 Uhr war mein Zug in Hamburg. Mein Anschlusszug nach Hause war natürlich weg. Dann also noch ein wenig Informations - Bahnsinn. Beim Servicepunkt außen: "Sorry, wir geben keine Ticketauskunft, dass steht doch auf dem Schild dort". Klar, wofür seid ihr denn sonst da? Also stellte ich mein Fahrrad auf der unheimlichen Seite vom HBF ab und betete kurz, dass niemand meine Taschen klaute. Im inneren Servicepunkt holte ich mir dann eine Wartenummer um dann zu erfahren: "Tja, der IC kommt um 19:20 Uhr. Ob sie da mitfahren können, keine Ahnung, kommt halt darauf an, ob keine Fahrräder transportiert werden. Ansonsten, der nächste RE nach Rostock geht in 2 Stunden". Danke für nichts. Die Zeit zur Einfahrt des IC's nutzte ich dazu, zu einer Commerzbank zu fahren um mein völlig zerstörten Kontostand meiner Bahn - Kreditkarte noch weiter zu schädigen. Mit den 10 € kaufte ich mir dann eine leckere Pizza. Im IC war dann eine gähnende Leere. Nicht nur, dass kaum Leute mitfuhren, es gab exakt 0 Fahrräder neben meinem, also konnte es jetzt endlich nach Rostock gehen. Halleluja. Gegen 21:30 Uhr war ich dann endlich wieder in der "schönsten Stadt der Welt und gegen 3/4 10 in meiner Wohnung.

Alles in allem gab ich mit Zug, Fähre, Zug, Pension und AirBNB so ungefähr das doppelte aus, als wenn ich mit Fähre und Zug gefahren wäre. Es machte trotzdem sehr viel Spaß und ich wollte ja auch mal einen guten Fahrradweg, der vom Anfang - Ende besteht. Aber 2023 werde ich definitiv mit der Fähre fahren.

Hinter mir lagen 2 1/2 wunderschöne, verrückte und chaotische Wochen, 4 neue Grounds, der Länderpunkt in Norwegen und vor allem meine 1. 3 ausländischen Frauengrounds. Ich traf auf gefühlt 10 Norddeutsche, 3 Schwaben einen Ami, ein paar andere Nationen und eine Rostockerin. Ich fuhr in der Stadt der Fahrradfahrer (Kopenhagen), überquerte 6 Grenzen und fuhr ca. 600km mit dem Rad auf unterschiedlichen Wegen: Kattegatleden, guten, aber seltenen Fahrradwegen über Göteborg, vielen, aber sehr schlechten Wegen in Norwegen und perfekten und komplett in Dänemark.

Trotz allem muss ich gestehen, egal wie schön Norwegen und wie unklompliziert Dänemark war, ich bin und bleibe ein Fan von Schweden. Da ist es kompliziert, so wie ich und doch kommt man irgendwie doch an sein Ziel. In Fjällbacka bekam ich neben keinem Hostel, aber einen Regenbogen zu sehen und ich weiß, ich will da auch ein 6., 7. 8..... mal hin. Und nie werde ich die Sätze einer der Bahnmitarbeiter vergessen, die mir halfen einen Bus zu organisieren: "Welcome to Schweden".

Re: Reiseberichte

Verfasst: Fr 11. Okt 2019, 23:29
von Georghansafan
Epilog,

warum habe ich erst so spät darüber geschrieben.

Punkt 1: Ich schreibe einen Blog, den ich gerne zuerst befriedige. Wer Bock hat den zu lesen, er steht irgendwo in meinem Profil drin. Wie immer der Hinweis, der wahrscheinlich auch hier vergessen wird. Ich würde mich im Gästebuch über einen Kommentar freuen (bitte nicht direkt den Beitrag). Auch gerne Kritik, weil ich will mich verbessern.

Punkt 2: Seit 5 Wochen und einem Tag mache ich mit RR2 eine ungewohnte Zwangspause. Bei der Critical Mass den Berg zur Marienkirche im Stehen zu versuchen erwies sich für mein Tretlager als grober Fehler, damit dann noch ca. 5 Tage weiter zu fahren als noch größerer. Aus Gründen, die ich nicht verstehe, ist in dem Tretlager nun auch noch Rost, der verdammt noch mal nicht raus will und alles in mir will einfach mit meiner treuesten Freundin wieder raus die Welt und Grounds entdecken!!! Ich lebe gerade so gesehen auf Fahrradentzug und der tut mir und meinem etwas beleibteren Körper gar nicht gut. :(

Re: Reiseberichte

Verfasst: Do 21. Nov 2019, 19:30
von Huxley
Da ich die vergangenen Wochen in Italien verbracht habe und die Zeit nutzte, mir einige Spiele anzuschauen, möchte ich dem Forum mal meine Eindrücke schildern. Auch, da ich die hier zu lesenden Berichte sehr schätze. Vorab: Ich war bereits im letzten Jahr für ein paar Tage auf dem Stiefel unterwegs und konnte mir einige der „Großen“ zu Gemüte führen (Milan vs. Neapel, Atalanta vs. Inter und Florenz vs. Lazio). Schon da gefiel mir die Atmosphäre und generell die italienische Stadionmentalität, auch wenn es wohl bedeutend ruhiger zugeht als noch in den 90ern und 2000ern. Diesmal bot es sich für mich eher an, unterklassige Duelle zu verfolgen, da ich im Süden des Landes zu tun hatte. So war das erste Spiel, das ich besuchen konnte, in dem kleinen Küstenort Monopoli an der apulischen Adria zu sehen. Die Stadt selbst ist schick, antike Altstadt mit Hafen und einige gute Orte, um ins Meer zu springen. Das Stadion war dann auch keine 15 Gehminuten vom Strand entfernt. Das Zuhause des SS Monopoli, früher AC Monopoli, ist jetzt nicht der Hit schlechthin. Für den kleinen Verein, für den die drittklassige Serie C das bisher höchste der Gefühle ist, ist es wohl ausreichend. Etwa 7.000 Zuschauer finden Platz im Stadio Vito Simone Veneziani. Dabei ist die Stadionform oval, wobei nur hinter einem Tor eine Kurve zu finden ist, die andere Seite ist dagegen völlig blank. So gesehen ist das Stadion in U-Form vorzufinden. Zum Spiel am 20.10. gegen Reggina Calcio, die mir zu dem Zeitpunkt eher geläufig waren und mich auch mehr interessierten, kamen etwas mehr als 3.000 Besucher. Etwa 300 davon waren den Gästen zuzusprechen. Reggina, bekannt durch die Aufenthalte in Serie A und B, gehört wie Monopoli eher zu den Topteams der Serie C Girone C, dem südlichen Teil der dreigleisigen dritten italienischen Liga. Favorit dürfte jedoch eher der Gast gewesen sein, wie ein Blick auf den Kader verrät. Star des Teams ist dabei der ehemalige argentinische Nationalspieler German Denis, der u.a. für Napoli und Udine in der Serie A spielte, und nunmehr 38 Lenzen auf dem Buckel hat. Gegen den direkten Kontrahenten war es jedoch nicht er, der das Spiel für den Gast entschied, sondern sein Sturmpartner Corazza und der ebenfalls mal Erstligaluft geschnuppert habende Bellomo durch je einen Elfmeter. Ausgeglichen hatten die Hausherren noch in der ersten Halbzeit durch einen wirklich sehenswerten Distanzschuss. Das Spiel war insgesamt eher zerfahren, wobei Monopoli die besseren Chancen und Spielzüge aufwies, Reggina aber einfach abgewichster war. Die Stimmung bekommt von mir ein „ok“, viel war es nicht, aber dafür durchgehend auf beiden Seiten. So sehr die neuen 0815-Schüsseln hässlich sind, so wichtig ist doch wenigstens ein Dach über dem Kopf, wenn es ordentlich scheppern soll. Das war leider nicht gegeben. Reggina, die durchgehend supporteten, waren zwar zu sehen, aber nicht zu hören. Obwohl die Gegenwehr Monopolis aus deren zwei Stimmungszentren in der Curva Nord und der Tribuna Ovest mit je etwa 100-150 Tifosi eher überschaubar war. Ich positionierte mich auf der genannten Tribuna ganz oben, wo man, bei Leerlauf oder Halbzeitpause, einen guten Blick aufs Meer hatte, was definitiv ein Pluspunkt ist. Insgesamt ein netter Spot, mit provinziellem Charme, verdeutlicht etwa durch die Merchhütte, die kleiner war als jede Weihnachtsmarktbude und die provisorische Versorgung unter der Tribüne.

Ein paar Tage später, am 23. Oktober, trieb es mich zu dem Verein, der für die Region Apulien eher bekannt sein dürfte, dem SSC Bari. Englische Woche, Flutlicht. Da kommt die als „Raumschiff“ betitelte Schüssel Stadio San Nicola, die fast 60.000 Menschen Platz bietet, besonders schick daher. Das ungewöhnliche, beeindruckende Stadion ist etwas in die Jahre gekommen. Generell merkt man in der dritten italienischen Liga, dass alles, mit Ausnahme der Kader, auf Sparflamme gekocht wird. Demnach ist das für die WM 1990 gebaute Stadion auch etwas verfallen. Brüche und Risse im Beton, marode und kaum funktionierende Sanitäranlagen und kaputte, geblichene Sitzschalen taten dem Charme des Stadions jedoch keinen Abbruch. Auch dass man Merch und Catering auf Minimalbetrieb laufen ließ, war eher angenehm. Auf Bier kann man in italienischen Stadien ohnehin gut verzichten. Die Kurve Baris ist für den Fußball, der gespielt wird, schon ne gute Nummer. Im letzten Jahr unter einem ähnlich guten Zuschauerschnitt sogar noch in der Serie D. Nun ist Bari in der dritten Liga dabei, wie Reggina und Monopoli, um den Aufstieg mitzuspielen. Der Gast aus Catanzaro ist dagegen eher im Mittelfeld der Tabelle zu finden, was sich im Spiel aber kaum bemerkbar machte. Viel eher war es der Gast, der einen feinen Fuß an den Tag legte, während Bari gerade im Vorwärtsgang wenig zielstrebig schien. Während das der Stimmung in der Kurve keinen Abbruch tat, meckerten die apulischen Opis neben mir ohne Unterlass. Dabei lief es eigentlich, denn zu dem Zeitpunkt, in dem deutlich wurde, dass Bari weniger für das Spiel macht, lag man schon eine ganze Zeit lang mit eins zu null durch einen Distanzschuss vorn. Trotz spielerischer Überlegenheit schafften es die Gäste kaum, gefährlich vor das gegnerische Tor zu kommen. Bari kam dann Mitte der zweiten Hälfte besser zurecht und erzielte prompt das zwei zu null nach einem Kopfball von Mirco Antenucci, dem 35jährigen Topstürmer, der letztes Jahr noch Kapitän und meist Stammspieler in der Serie A war und immerhin fünf Buden machte. Für Bari sind es bisher zwölf Tore in 16 Spielen. Insgesamt hat der SSC einen von den Namen her erwähnenswert erfahrenen Kader, und das als Aufsteiger. Die Stimmung war währenddessen ordentlich, allerdings ist zu wünschen, dass Bari bald wieder ne Liga hochgeht, denn obwohl über 12.000 Leute am späten Abend unterhalb der Woche gegen einen nicht allzu prestigeträchtigen Gegner mehr als respektabel sind, wirkt ein Stadion, das 5mal so vielen Menschen Platz bieten würde, dann auf Dauer doch relativ trist. Den Gästen aus Catanzaro sei hier aber noch ein Lob ausgesprochen, die 150 People machten da 90 Minuten ihr Ding. Ließen sich von Spielgeschehen und der Übermacht der Heimkurve nicht aus der Fassung bringen. Eine kurze Anekdote noch: Während des Spiels hielten die Ultras aus Bari ein großes Transpi hoch, wohl zu Ehren eines verstorbenen Weggefährten und stellten den Support für den Moment ein. Auch die Gäste verstummten, um dann nach andächtigen Sekunden mit Klatschen anzufangen. Das Stadion stieg mit ein, was folgte war ein „Ultras vive“ aus der Kurve. Fazit, wenn man in der Nähe ist, ist das San Nicola einen Besuch wert!

Da es mir gerade passte, habe ich auch Neapel einen Besuch abgestattet, allein der Stadt wegen. Hat mir dort wirklich sehr gefallen. Da das hier ja nun kein Touriblog ist, aber zurück zum Fußball: Das Spiel im San Paolo, das für mich machbar war, war das gegen den Brauseklub aus Salzburg am 5. November. Ich hätte lieber ein Spiel der Serie A genommen, aber man kann nicht alles haben. Außerdem sind 25 Euro für ein CL-Spiel einer europäische Topmannschaft fast als Schnäppchen anzusehen und wohl kaum woanders drin. Die Plätze waren auch gar nicht schlecht, direkt über der Curva A, die mit der benachbarten Curva B das Stimmungszentrum im San Paolo bildet. Ab hier mach ich es kurz: Das Spiel hat mich wahnsinnig gemacht. Anstatt den Brausepissern sechs, sieben Dinger einzuschenken, vergab man zahlreich beste Chancen, sodass am Ende nur ein eins zu eins raussprang, wobei Salzburg mit etwas Glück und Geschick auch drei hätte machen können. 7:3 wäre angemessen gewesen. Die Atmosphäre hat mich nicht vom Hocker gehauen, vlt. war es der unattraktive Gegner (insgesamt auch nur knapp über 30.000 Zuschauer), vlt meine Erwartungshaltung, aber so richtig Feuer ist da nicht aufgekommen. Da hatte ich Napolis Tifosi besser in Erinnerung (auswärts gg. Milan damals). Trotzdem besuchs- und sehenswert, allein weil Napoli wirklich einen richtig gut anzuschauenden Ball spielt (aber leider dabei zu ineffektiv ist).

Der letzte für mich praktikable Ground war der vom FC Modena, im Norden Italiens gelegen. Ich befand mich gerade auf der Rückreise und zum Glück lässt sich die Serie C von diesen dämlichen Länderspielpausen nicht beeindrucken. Modena, kleine, feine Stadt, deutlich wohlhabender als die im Süden, ist vor allem für die fetten Karren aus der Umgebung (Ferrari, Maserati, Lambo usw.) und den Balsamico-Essig bekannt. Das Stadion bietet etwas mehr als 20.000 Menschen Platz und wurde zu den letzten sportlichen Glanzzeiten der Nullerjahre renoviert. In seiner Geschichte hat Modena Calcio, oder wie er heute heißt, FC Modena, vor allem in der Serie B gespielt. Ab und an gab es Ausreißer nach oben oder unten. Zuletzt vor allem nach unten. Der Verein wurde gar 2017 aufgelöst und anschließend als FC neu gegründet, musste dann aber in der vierten Liga antreten. Wieso das die Leute aus der Bude holte, vermag ich nicht zu sagen. Fakt ist aber, dass sich die Zuschauerzahlen in den letzten beiden Jahren stark verbessert haben, selbst in der letzten Serie B Spielzeit hatte man einen wirklich lausigen Zuschauerschnitt. Seit letzter Saison (dort sogar in der Serie D) kommen dagegen wieder die Leute aus der beschaulichen Stadt ins Stadio Alberto Braglia. So waren auch vergangenen Sonntag gegen Veronas dritte Kraft Virtus über 6.300 Menschen vor Ort. (Auswärtsfans: gezählte 20) Die Modena-Ultras auf der Hintertortribüne legten dabei einen guten Auftritt hin, nur in Phasen, in denen es wirklich zu spannend erschien, gönnte man sich mal ne Verschnaufpause. Melodisch war da auch viel dabei, was man bei uns im Repertoire hat. Wobei die Süd natürlich deutlich mehr brettert ;) Was die Spannung anbelangte, war es dann auch das beste Match, das mir in den paar Wochen geboten wurde. Und das ausgerechnet zwischen zwei Teams, die in der Serie C Girone A im grauen Mittelfeld der Tabelle anzutreffen sind. Zwar war das Niveau wohl eher auf dem eines guten Regiokicks, doch lieferte man dem Publikum ein unterhaltsames Spiel, das wenig Pausen kannte. Modena, die die deutlich aktivere Truppe stellten, versuchte es vor allem mit Schüssen von rund um den 16er, einige davon waren auch durchaus gefährlich. Virtus besann sich aufs Kontern und spielte tiefe Bälle auf ihren großen, schnellen Mittelstürmer. An sich hatte das Heimteam beinahe durchgehend die Spielkontrolle, doch kurz nach Beginn der zweiten HZ schwächte man sich selbst, da einer der Innenverteidiger den Ampelkarton sah. Am Spielgeschehen änderte sich trotzdem wenig, nur nutzte Modena auch beste Chancen nicht. Bis der kurz zuvor eingewechselte Duca etwa zehn Minuten vor Schluss von der Strafraumkante abzog und den Ball an den Innenpfosten hämmerte, von dem der ins Tor sprang. Danach war Rambazamba und anschließendes Zittern inklusive einer roten Karte wegen Schiedsrichterbeleidigung für irgendeinen Bankangstellten des Heimteams. Am Ende rette man die verdiente Führung über die Zeit, was ich dem Publikum auch herzlich gegönnt hab.

Re: Reiseberichte

Verfasst: So 5. Jan 2020, 00:57
von MaDze
Ein „kurzer“ Nachtrag aus letztem Jahr:

Ziel des Urlaubs war Korsika. Da bot es sich natürlich an, auf der Anreise noch fehlende attraktive Stadien in Italien zu besuchen. Über München ging es durch die Alpen zunächst nach Bologna. Der EC ab München war rappelvoll, so dass wir erst ein paar Meter im Zug zurücklegen mussten, um in einem 6er-Abteil noch zwei nicht reservierte Plätze zu finden. Da zwei Mitfahrer aber gar nicht erst auftauchten und die anderen beiden bereits in Innsbruck ausstiegen, gehörte das Abteil für den Rest der Fahrt uns. Um eine Unterkunft in Bologna hatten wir uns nicht gekümmert und das fiel uns nun auf die Füße. Ein Festival auf dem einzig stadtnahen Zeltplatz, eine Messe und ein nicht anwesender entfernter Verwandter sorgten dann dafür, dass wir kurzfristig für etwas zu viel Geld via AirBnB eine Wohnung in einer Platte im Nordosten der Stadt buchten. Zwei volle Tage hatten wir hier, am Nachmittag des ersten Tages stand das erste Spiel an:

FC Bologna vs. AS Roma

Das Stadio Renato Dall’Ara wurde 1927 eröffnet und wird sein 100jähriges Jubiläum in dieser Form wohl nicht mehr erleben. Eigentlich sollte bereits im Sommer 2019 mit dem Umbau begonnen werden, zu sehen war davon aber noch nichts. Unsere Plätze lagen auf der nicht überdachten Gegengerade zwischen Mittellinie und Heimkurve. Diese zeigte zu Spielbeginn eine recht ansehnliche Schalparade.

Bild

Im Laufe der ersten Halbzeit detonierten dann immer wieder vereinzelte Böller, welche den Rest des Stadions ganz gut zusammenzucken ließen. Die Gesänge waren leider nicht ansatzweise so laut und so sehr diese Standard-Hopper-Aussage auch nervt: Es gelang leider nur selten, den Rest des Stadions miteinzubeziehen. Überrascht hat da schon eher der Anhang der Römer, die den Gästeblock fast vollmachten und das Bild mit dem Santuario della Madonna di San Luca im Hintergrund komplettierte.

Bild

Beide Mannschaften waren gut in die Saison gestartet und so erwartete uns auch eine sportlich interessante Partie. Die erste Halbzeit ist jedoch schnell erzählt: Die Roma investierte etwas mehr, wurde (trotz Edin Dzeko) vor dem Tor aber kaum gefährlich. In Halbzeit zwei ging es dann los: In Minute 48 brachte Kolarov die Roma per direktem Freistoß verdient in Führung. Bologna wachte nun auf und konnte fünf Minuten später durch Sansone via Elfmeter ausgleichen. In den folgenden zehn Minuten hatte Bologna zwei weitere gute Möglichkeiten, die jedoch ungenutzt blieben. Auch der Freistoß, welcher der gelb-roten Karte für Mancini folgte, blieb ob der unkonventionellen Verteidigung der Roma ohne Erfolg.

Bild

So kam es, wie es kommen musste und gerade in dem Moment, in dem die angezeigten drei Minuten Nachspielzeit abgelaufen waren, brachte Pellegrini den Ball hoch in die Mitte, wo Edin Dzeko dann doch noch seine Torgefahr unter Beweis stellen konnte und zum glücklichen 1:2 für die Gäste einköpfte. Die Tifosi der Roma außer Rand und Band.

Neben dem Besuch des Spiels lohnte sich auch die Stadt. Der Altstadt-Teil wirkte auf mich wesentlich größer als in anderen Städten ähnlicher Größe. Highlight hier sind sicherlich die beiden schiefen Geschlechtertürme Garisenda und Asinelli sowie die 38 (!) Kilometer Arkaden.

Von Bologna aus ging es dann über das gut ausgebaute italienische Bahnnetz weiter Richtung Toskana. Obwohl auch Beides möglich gewesen wäre, zogen wir einen Besuch Pisas dem von Florenz vor. Einerseits hatten wir nach den insgesamt positiven Eindrücken keine Lust auf eine weitere Großstadt, andererseits war eine Umbuchung der Fähre nach Bastia für nur 10€ möglich, was uns einen zusätzlichen Tag auf Korsika ermöglichte.
In Pisa angekommen bezogen wir zunächst unsere (bereits gebuchte) Unterkunft in Stadionnähe, um dann ganz klischeehaft ins „Dolce Vita“ einzusteigen. Pizza, Gelato, Abgammeln am Arno und natürlich Schiefer Turm. Gerade erstere drei Sachen sind in Pisa doch recht entspannt möglich, da sich der Großteil der Besucher – und das ist dann der weniger entspannte Teil – auf das unmittelbare Umfeld des Turms und seine Anlage konzentriert. Trotz der Menschenmassen kann man das mal gesehen haben – sofern es einem gelingt, über die Offenbarung der Dummheit des Menschen mit Unterstützung von Samsung, Apple und Co. hinwegzusehen. Wem das nicht so gut gelingt, der ist im Stadio Arena Garibaldi - Romeo Anconetani definitiv besser aufgehoben. Wir sehen die Begegnung:

AC Pisa vs. FC Empoli

Mit Pisa (als Aufsteiger), Empoli und Livorno befinden sich drei Serie B-Städte recht nah beieinander. Auch wenn die Abneigung Pisas gegenüber den Jungs aus der Hafenstadt im Westen weitaus größer ist, schien man sich mehr als sonst auf dieses Spiel zu freuen, liegen die letzten Toskana-Derbys doch schon eine Weile her. So beantragte der Verein beim Verband eine Erhöhung der Maximalkapazität des durchaus renovierungsbedürftigen Stadions. Aber was heißt das schon in Italien... Der Verein vermeldete im Voraus einen neuen Zuschauerrekord für die noch junge Saison und auch Empoli mobilisierte sein Volk. Sportlich waren beide gut gestartet, was vor allem die Pisani recht euphorisch wirken ließ.
So war es auf Heimseite auch gar nicht nötig, eine besondere Aktion vorzubereiten. Nahezu die komplette Kurve war von Anfang an da, sang laut und melodisch und schaffte es häufig, „den Rest des Stadions miteinzubeziehen.“ Obwohl ich schon eine gute Anzahl an Spielen in Italien gesehen habe, ertappte ich mich immer wieder dabei, wie sich meine Aufmerksamkeit vom Spiel weg zur Kurve richtete. Diese „Vollkommenheit“ aus Laustärke, Melodik und Optik hatte mich zwischenzeitlich gepackt.

Bild

Auf Gästeseite genoss man es ebenfalls, hier heute aufspielen zu dürfen. Bestimmt knapp über 800 Fans aus Empoli hatten sich in kompakter Form eingefunden und zu Spielbeginn eine einfache, aber durchaus gelungene Choreografie gezeigt. Auch im Anschluss daran waren stets Gesänge und viel Bewegung zu vernehmen.

Bild

Der Rahmen für ein gutes Fußballspiel war geschaffen und so viel vorweg, der Rahmen wurde auch gefüllt. In der ersten Halbzeit plätscherte das Spiel zunächst ein wenig dahin, bis Empoli in Person von Mancuso nach einem unnötigen Ballverlust schnell umschaltete und das Toreschießen in der 40. Minute eröffnete. Die Antwort Pisas gab es noch vor der Halbzeit: Ein perfekt getretener indirekter Freistoß auf den langen Pfosten wurde nochmal quergelegt, wo Marconi nur noch vollenden musste. Beide Teams hatten nun gezeigt, dass sie wollen und auch in der Lage sind. In der zweiten Halbzeit passierte dann lange nichts, bis Pisas Verteidiger den Ball klären wollte, dabei aber seinen eigenen Mitspieler anschoss, der so unfreiwillig für Mancusos zweites Tor vorlegte. Es war bereits die 89. Spielminute. Der Torschütze läuft zum Gästeblock, der Gästeblock zur Scheibe, die Bank der Gäste folgt – einmal quer über den Platz. Ekstase pur. Der vorzeitige Jubel über den Sieg? Vier Minuten soll nachgespielt gespielt. In Minute 93 erreicht den Gästetorwart ein harmloser Ball, der ihm jedoch ans Schienbein springt und dann ein paar Meter nach vorne. Pisas Masucci ist hellwach, setzt nach und legt quer. Marconi vollendet ins verwaiste Tor. Es folgt das gleiche Bild, wie kurz zuvor noch auf der anderen Seite. Kurve, Spieler, Betreuer, nur in blau-schwarz und mit dem „Wissen“, dass es gleich wirklich vorbei ist. Doch dann die Nachspielzeit der Nachspielzeit, Minute 96. Ein letzter Ball Empolis an die 16er-Kante. Hacke, nochmal quergelegt und dann der unhaltbare Schuss Frattesis ins linke obere Eck und endgültige Glück. Empoli gewinnt mit 3:2. Wir brauchen tatsächlich einen Moment, um zu begreifen, was hier gerade passiert ist. (Hier die Tore: https://www.legab.it/video/5a-giornata- ... sa-empoli/)

Am nächsten Morgen fahren wir mit der Bahn nach Livorno, um von hier die Fähre nach Bastia zu nehmen. Nach den zehn Tagen auf der Insel ist das folgende Spiel der Abschluss:

SC Bastia vs. Sainte-Geneviève Sports

Bastia, einst stolzer Erstligist und 2017 aufgrund finanzieller Probleme in die National 3 (fünfte Liga) zurückgestuft, spielt inzwischen immerhin wieder um den Aufstieg in die National 1. Statt Marseille, PSG oder Saint-Étienne sind aktuell "nur" Teams wie Sainte-Geneviève Sports (südlicher Vorort von Paris) im Stade Armand Cesari zu Gast. Dementsprechend trist stellt sich auch der Ligaalltag dar. Die einst so lebendige Tribuna Petrignani wird nur in Ausnahmefällen geöffnet, auch eine Folge des Angriffs auf Spieler von Olympique Lyon im Frühjahr 2017. Die aktive Fanszene – oder das, was davon übrig geblieben ist – verfolgt das Spiel stillschweigend von der Gegengeraden.

Beim heutigen Spiel würgt Bastia sich vor vielleicht 1500 Zuschauern zu einem mageren 1:0. Das eigentliche Highlight des Spiels ist das Stadion mit seiner traurigen Geschichte und seiner Lage zwischen den Ausläufern des korsischen Hochgebirges im Westen und der Mittelmeerküste im Osten.

Bild

Re: Reiseberichte

Verfasst: Do 19. Mär 2020, 18:36
von MaDze
Um ein wenig Abwechslung zum fußballarmen Nachrichten-Alltag reinzubringen, hier mal ein paar recht aktuelle Zeilen aus England.

Des einen Freud, des anderen Leid. So schäbig Montagsspiele auch sind, so verlockend sind die vorausgehenden Wochenenden, um einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Nachdem ich im Rahmen einer Studienfahrt vor 13 Jahren das letzte Mal in der englischen Hauptstadt war, war ich irgendwie satt und verspürte keinen wirklichen Reiz, der wohl am stärksten ausgeprägten Form kommerziellen Fußballs beizuwohnen. Nun bot die Terminierung der folgenden Spiele mal wieder die Gelegenheit, sich ein aktuelles Bild der Lage vor Ort und dabei ein paar „Pflichtkreuze“ zu machen.

Aus dem Westen Deutschlands ging es via ICE nach Brüssel, um von dort mit dem Eurostar direkt nach London St. Pancras zu fahren. Ganz bewusst hatte ich mich für eine frühere Verbindung entschieden, um genug Puffer vor dem Abendspiel zu haben. Und siehe da: Der ICE war in Liège nicht mehr fahrtüchtig und für den wenig später abfahrenden belgischen IC fehlte zunächst ein Fahrer. So wurden aus 1h 18min Umsteigezeit in Brüssel 20min. Alles noch entspannt, könnte man meinen, wäre da nicht die Vorgabe, spätestens 45min vor Abfahrt des Zuges nach London am Check-In zu sein. Eine Abfertigung war tatsächlich nicht mehr möglich, eine Umbuchung auf den folgenden Zug zwei Stunden später dafür aber unkompliziert und anscheinend auch einkalkuliert. So kamen zu den 20min also wieder zwei Stunden dazu und ich nutzte die Zeit für einen sporadischen Rundgang durch die belgische Hauptstadt. Die Zugfahrt mit dem Eurostar verlief dann sehr entspannt und präsentierte die neue EU-Außengrenze in Calais von seiner besten Seite: mehrfache meterhohe Stacheldrahtzäune, Grenzposten mit Waffen in der Hand am Gleis und Kameras, die sich gegenseitig überwachen. Dementsprechend „sicher“ kam ich auch in London an, direkt im nördlichen Zentrum und wohl weitaus entspannter als auf dem Luftweg. Nach kurzer Gepäckablage in Vauxhall machte ich mich auf den Weg nach South Bermondsey, dem Stadtteil, wo der FC Millwall im New Den seine Heimspiele austrägt.

Denkt man an den FC Millwall, kommen einem automatisch die beiden Filme in den Sinn, die zumindest zur Zeit ihres Erscheinens als sehenswert empfunden wurden. Die schlagfertige Firm des FC Millwall in beiden Filmen als Feind des Hauptdarstellers und damit auch der Verein und das Drumherum hinterließen dabei einen bleibenden Eindruck. Und davon war heute noch genau was übrig? Auf jeden Fall die Lage des Stadions. An drei Seiten von Brücken mit Bahngleisen umgeben, macht das gerade bei Dunkelheit was her und liefert damit die ehemals filmreife Kulisse. Die Katakomben des Stadions sind mit gerahmten Bildern vergangener Zeiten dekoriert, was schon seinen Charme hat, wenngleich dadurch auch eine gewisse Wohnzimmeratmosphäre aufkommt. Im Inneren dann totale Flaute. Beide Mannschaften taten sich extrem schwer und Torgelegenheiten waren absolute Mangelware. So blieb das Spiel torlos. Etwa 300 Anhänger aus Birmingham hatten den Weg nach London auf sich genommen und lieferten sich nur hin und wieder einen kurzen verbalen Schlagabtausch mit einer Fraktion Millwall-Fans, die sich nahe des Gästeblocks auf dem Dockers Stand positioniert hatten.

Bild

Am nächsten Morgen ging es dann zum Hauptspiel und vermeintlichen Höhepunkt der Reise. Dummerweise hatte ich mich um eine Stunde in der Abfahrtszeit vertan und durfte nun mindestens ebenso lange am Bahnhof London Euston rumsitzen und die Menschen beobachten, die wie Zombies aus allen Richtungen durch den Bahnhof strömten, ein paar Minuten vor der großen Abfahrtstafel auf die Info zum Abfahrtsgleis warteten und dann zu ihren Zügen verschwanden. Wenig später tat ich es ihnen gleich um begab mich zu meinem Zug nach Manchester. Die Zeit dort verging recht zügig, was generell als positiv für die Stadt gewertet werden kann. Während der industriellen Revolution war Manchester ein Zentrum der Textilproduktion und auch heute erinnern noch viele Gebäude an ihren ursprünglichen Errichtungszweck. Gerade an der Stelle, wo der Rochdale Canal auf den Bridgewater Canal trifft – letzterer machte Manchester einst zur drittgrößten Hafenstadt Englands – scheint man es geschafft zu haben, den Charme der traditionellen Gebäude gewinnbringend einzusetzen. Das Zentrum der Stadt ist wenig spektakulär und ähnelt sicher nicht ganz zufällig dem der polnischen Städte Łódź oder auch Katowice.

Zwei Stunden vor Anpfiff machte ich mich auf den Weg zum Europa League-Zwischenrunden-Rückspiel. Da nur eine Bahnlinie Richtung Westen fuhr und ich ahnte, dass diese gut ausgelastet sein würde, plante ich lieber etwas Puffer ein. Logisch, dass ich dann viel zu früh am Stadion war. Am Vormittag hatte ich im Stadtzentrum einige Brügge-Anhänger gesehen und später aus der Ferne auch Gesänge vernommen. Nach dem 1:1 im Hinspiel war ihre Hoffnung auf ein Weiterkommen sicher nicht ganz ungerechtfertigt, während ich hoffte, dass sich diese Motivation auch auf die Ränge von Old Trafford übertragen würde.

Es ist schon bemerkenswert, welch unterschiedliche Ausprägungen die Mentalität von Fußballfans haben kann. Was würde manch eine Fanszene dafür geben, einmal in diesem Stadion zu spielen. Wenn man um die Jahrtausendwende mit Fußball groß wird, ist das sogenannte Theatre of dreams eines dieser Stadien, welche man mal gesehen haben muss. Wenn man es dann einmal betreten hat, ist es wie so Vieles weniger spektakulär als erwartet. Dennoch scheinen die etwa 4.000 Anhänger Brügges von der ersten Minute an in eine Schockstarre verfallen zu sein und waren folglich nur einmal lautstark zu vernehmen. Das wurde seitens der Engländer dann auch direkt mit einem „You only came to see United“ beantwortet. Vielleicht lagen sie gar nicht so falsch. Überhaupt war ich von der Aktivität der Reds recht überrascht. In einer Ecke des Stadions befand sich tatsächlich eine größere Anzahl Anhänger, die über die gesamte Spielzeit für United sangen, wohlbemerkt im Stehen. Ansonsten waren es die üblichen Auswüchse des kommerzialisierten Fußballs: Popcorn, Softdrinks, Smartphones und ein halbleeres Stadion zehn Minuten vor Abpfiff. Auf dem Feld ließen die Spieler von Ole Gunnar Solskjær von Beginn an keine Zweifel aufkommen und gewannen hochverdient mit 5:0. Nach der frühen roten Karte aufgrund eines Handspiels in Torwartmanier hatte Brügge es ihnen aber auch recht leicht gemacht.

Bild

Da der nächste Tag zunächst wenig Alternativen bot, hatte ich mich nach dem „Sold out“ bei Norwich City gegen Leicester City bereits mit den U23-Spielen von Nottingham Forest und dem FC Barnsley auseinandergesetzt. Letztere sollten gegen Leeds United sogar im legendären Oakwell Stadium spielen. Doch meine Geduld zahlte sich aus. So wurde das ursprünglich für Samstag angesetzte Heimspiel Portsmouth‘ gegen den AFC Rochdale auf Freitag vorverlegt, weil die Gastgeber am folgenden Montag im FA-Cup gegen Arsenal bereits erneut ran mussten. Um etwas Abwechslung in meine Reisetätigkeit zu bringen, wählte ich für den Weg an die Southsea eine Busverbindung mit Umstieg in London, was abgesehen vom üblichen Verkehrsstress in der Hauptstadt auch gut klappte. Bei rechtzeitiger Planung empfiehlt sich für eine Reise nach/aus London aber immer die Bahn, zumal man mit etwas Glück und Flexibilität mitunter sogar günstiger unterwegs ist. Irgendwann war ich dann in Portsmouth, wo mir dann aber die Motivation für ‘ne größere Runde durch die Stadt fehlte. Mit dem Erblicken des Fratton Parks war sie dann aber wieder da. Eingebettet in ein typisch englisches Wohnviertel wirkt das Stadion von außen recht unspektakulär, ist von innen mit seinen vier unterschiedlichen Tribünen dafür aber umso ansehnlicher. 17.600 Zuschauer kamen zu diesem Drittligaspiel und sahen einen hart erkämpften, aber überzeugenden 3:0-Sieg der Heimmannschaft. Auf dem Fratton End wurde 90 Minuten gestanden und spielabhängig konnte ich von dort ausgehend immerhin ein paar Schlachtrufe vernehmen.

Bild

Am nächsten Tag hätte ich überall hinfahren können, Fußball gab es dort mit Sicherheit. Um die Distanz gering zu halten und bereits am Ausgangsort meiner Rückreise zu sein, entschied ich mich für London und die Queens Park Rangers. Von der Loftus Road wurde mir bisher nur vorgeschwärmt und die Gäste aus Birmingham hatten nach dem tristen Auftritt unter der Woche in Millwall auch eine zweite Chance verdient. Und die nutzten sie. Die Zahl der Mitgereisten war mehr als 10mal so hoch, so dass ihnen eine komplette Hintertortribüne gehörte. Ohne Koordination ertönten die Gesänge teilweise parallel aus verschiedenen Ecken, häufig stieg der Großteil dann aber bei einem der Gesänge mit ein und es wurde zwischendrin richtig laut. Der Spielverlauf trug dazu bei. Birmingham ging in Führung (Rauch im Gästeblock, woraufhin die ältere Dame neben mir direkt „Sniffle Dogs for these useless bastards“ forderte), QPR drehte das Spiel und Birmingham glich wieder aus – Endstand 2:2. Das an diesem Tag fast ausverkaufte Stadion ist natürlich ‘ne Wucht. Ich konnte ‘ne Karte für Reihe 3 auf Höhe der Mittellinie ergattern und befand mich damit nur wenige Meter vom Spielgeschehen entfernt. Wären die Gäste nicht gewesen, hätte ich vermutlich die Konversationen der Regenwürmer gehört. Von der Heimseite kam so gut wie nichts.

Bild

Die Rückfahrt in den goldenen Westen am nächsten Tag verlief dann störungsfrei.