Zircus hat geschrieben: ↑Mo 27. Jul 2020, 14:05
Spring hat geschrieben: ↑Mo 27. Jul 2020, 14:02
Zircus hat geschrieben: ↑Sa 25. Jul 2020, 14:47
Die Autoindustrie wurde von deren Management an die Wand gefahren. Ich habe mich die Tage mal mit nem Entwicklungs- Ingenieur von Mercedes unterhalten. Dort drohen jetzt ca. 30 000 Entlassungen. Seiner fundierten Meinung nach liegt es daran, dass dort Entscheidungen von Leuten getroffen werden, die 2 Jahre später gar nicht mehr da sind und statt einer Vision nur noch die eigene Karriere und Zahlen im Blick haben. Made in Germany kannst du nur noch vergessen.
Ich weiß jedenfalls nicht, wie Maurer , Dachdecker oder Krankenschwestern bis 67 arbeiten sollen. Wobei die Rente dort auch nicht so ausfällt, dass man sich damit nen schönen Lebensabend machen kann. Zum Glück haben Leute in diesen Berufen auch nicht so eine hohe Lebenserwartung.....
Auf‘m Bau ist es ohnehin fast unmöglich. Da muss der Körper schon sehr gut mitspielen um im aktiven Bereich die 60 zu schaffen. Ich hab mich Donnerstag mit nem ehemaligen Fensterbauer unterhalten. Er musste seine Firma vor 4 Jahren aufgeben , weil er nicht mal mehr teilmotiviertes Personal gefunden hat. Die haben den Freitag schon zusätzlich geschenkt bekommen, trotzdem gabs nur gelbe Zettel. Spätestens beim befördern der Fenster in die oberen Stockwerke war dann Schluss. Häute ist er Hausmeister, für‘n schmalen Taler.
Meine Mutter muss jetzt mit Ende 50 wieder Nachtschichten im Klinikum machen. Einfach kein Personal. Man sieht also was die nächsten Jahre auf uns zukommen wird.
Das sehe ich ähnlich. Keine Wertschätzung via Lohnzettel macht diese Berufe eben auch unattraktiv und das ist sehr schade.
Wo siehst Du dafür die Ursache?
Ich glaube die eine Ursache gibt es nicht. Das Finanzielle wird immer gerne angeführt und in einigen Berufen auch zurecht. Wenn man mal mit ner Kaufrau im Einzelhandel oder beispielsweise mit der Friseurin spricht, hat man schon Mitleid. Was sind heute 1.400 Netto inklusive Überstunden? Für‘n Single wird‘s da schon schwierig, selbiges für Alleinerziehende. Das sind idR Menschen die ihren Job auch noch gerne machen, hilfsbereit sind usw. Zum Leben zu wenig, für Rente mit fast 70 dann gar nichts mehr. Oder wie jemand, den ich bewundere, mal süffisant sagte: „ Bei dieser Rente können Sie sich dann aussuchen ob sie lieber wohnen oder essen wollen. Der schleimige Hedgefond- Manager, der dann Anleihen von Banken kauft, die wiederum bei deren Schuldnern nur auf dem Papier existierten, verdient dann auch noch mal ganz fett und sehr steuergünstig.
Die Diskrepanz ist mir einfach zu widerlich und zu hoch. Eine Frau die fast 50 Jahre gearbeitet hat, eventuell noch 2-3 Kinder großgezogen hat, dürfte niemals mit 75 in ihrer eigenen Scheiße liegen, weil sie sich die überteuerten Pflegedienste nicht leisten kann. Darüber echauffiert sich aber weder die Medienlandschaft, noch die Politik, in dem Ausmaß wie es über andere Dinge getan wird.
Es gibt aber auch heute Berufe die finanziell besser gestellt sind als Beispielsweise der Beamte. Als Tischler, Maler, Gleisbauer, Gas- Wasser-Scheiße, kannst du dir mittlerweile selbst als Angestellter ne goldene Nase verdienen mit bisschen schwarz nebenbei. 3000-4000 netto sind da mittlerweile durchaus drin. Man muss diese Berufe auch nicht bis 60 machen wenn man einigermaßen wirtschaftet. Aber da fängt’s ja schon wieder an bei der heutigen Jugend...Die Frage ist warum diese Zweige insgesamt einen schlechten Ruf haben. Meine einfache Antwort und auch die Antwort auf deine Frage. Wenn man in einigen Berufen den verständlich-finanziellen Aspekt mal weglässt, kommt man nicht umhin festzustellen, dass der Großteil der Jugend schlicht und einfach keine Lust mehr auf Arbeit hat. Respekt und Charmegefühl sowieso nicht. Ich hab mit 16 bei ner fetten Erkältung noch regelrecht Angst gehabt mich 3 Tage krankschreiben zu lassen. Heute kommen direkt mal 2-4 Wochen am Stück und wenn du als Chef was sagst, kriegste mit Pech nochmal nen Gelben.
Das dafür falsche Entwicklung, Erziehung und Politik eine große Rolle spielen, darf angenommene werden. Kommt nicht von irgendwo her.