milan hat geschrieben: ↑Mi 12. Sep 2018, 20:36
Du sagst die User die hier nicht deiner Meinung sind haben keine Beweise für ihre Behauptungen.
Ich habe eher den Eindruck dass du und einige Vertreter der angeblich linken Perspektive diese gar nicht sehen wollen, weil es ihnen politisch nicht in den Kram passt.
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Milan,
Ich habe deine Beiträge gelesen und begrüß die ernstgemeinte Bemühung der Sachlichkeit und das Einbringen von relevanten Thesen, Studien und Meinungen. Ich lasse dir in diesem Zusammenhang auch den kleinen Seitenschlag auf mich durchgehen, auch wenn ich der Meinung bin, du hättest so etwas nicht nötig.
Meiner Meinung nach birgt die Missdeutung von Statistik und Aussagen die größten Gefahren der Debatte. Da hilft es nicht, ein Interview mit einem Berliner Prof. der Medienwissenschaft auseinanderzuschneiden und mit "Lügenpresse […] es ist noch viel schlimmer" zu betiteln. Dem neutralen Zuschauer könnten bei dem Interview eventuell die herausgeschnittenen Szenen interessieren und ich wage einfach mal die mutige These, dass ein solcher Zusammenschnitt und eine entsprechende Instrumentalisierung nicht im Sinne der Sendungsteilnehmer war und auch nicht die Kernaussagen des Professors widerspiegelt.
Herrn Austs Kommentar ist lesenswert. Ich verstehe aber nicht direkt, warum du ihn in die Diskussion einbringst. Er bestätigt doch, dass die Presse auch durchaus kritische Beiträge zeigt? Selbiges gilt auch für den Kommentar Mounks, der ein Beitrag der ARD Tagesthemen war.
Ich finde es grundsätzlich richtig, die Presse kritisch zu hinterfragen. Studien, wie die von dir verlinkte sind da ein guter Beitrag, auch wenn sie aufgrund der starken Vermischung von Fakten und Spekulation in der Bewertung und Zusammenfassung für mich kritikwürdig ist. Ich bin von dem Ergebnis aber nicht überrascht. Dass Fehler gemacht werden und angeheizte Thematiken Eigendynamik besitzen ist kein rein journalistisches Problem. Ich halte es dennoch für absurd zu behaupten, die Presse wäre gleichgeschaltet und würde absichtlich Lügen verbreiten. Ich bleibe dabei, dass dies ein billiger Trick ist, welcher schon zu NS Zeiten praktiziert wurde und nur zur Fehlinformation und zur Untergrabung der Pressefreiheit dient. Eine ernsthafte Diskussion ist jedenfalls nicht möglich, wenn alle unliebsamen Beiträge als Lügen der Presse bezeichnet und dahingegen verschwörungstheoretische Artikel von zumindest fragwürdigen Quellen als Wahrheit einer aufgeklärten Minderheit dargestellt wird.
In einem deiner Beiträge thematisierst du, dass jeder der die Migrationspolitik kritisiere, in die rechte Ecke geschoben wird. Ich glaube, dass du es dir hier zu einfach machst und eine Meinung vertrittst, welche 2018 ausgelutscht und überholt ist. Seit 2015 führen wir Migrationsdebatten in allen Bereichen der Gesellschaft und wenn man die Bundestagsdebatten der letzten beiden Jahre betrachtet, gibt es kaum einen Sitzungstag an welchem Migration nicht in irgendeiner Form thematisiert wurde. Migration dominiert wie kein anderes Thema die Gesellschaft und wenn man begründet seine Meinung äußert, wird man im Allgemeinen nicht an den Rand gestellt. Dies war auch nie Teil der Diskussion hier. Hier ging es darum, wie die Migrationsdebatte politisch instrumentalisiert wurde um tatsächlich rassistische Ansichten einzumischen. Wenn man beispielsweise behauptet, dass Flüchtlinge besonders kriminell seien ist das schlicht und einfach rassistisch in der Urdefinition des Rassismus. Da braucht man dann m.M. nach nicht mit Patriotismus oder Nazikeule zu kommen und den Eingeschnappten mimen. Und wen man in Trauerdemonstrationen das Mitmarschieren von Neonazis zumindest toleriert, braucht man sich nicht zu echauffieren, dass man in die rechte Ecke geschoben wird, gerade als politische Partei.
Du musst dir diesen Schuh dann auch anziehen lassen. Du siehst es ja an den Danksagungen unter deinem Beitrag, von welcher politischen Richtung deine Auswahl an Zitaten und Quellen entgegengenommen wird.
Die Beiträge der einzelnen Wissenschaftler und Journalisten dienen ja wirklich dem Disput. Es kommt dann darauf an, zu welchem Zweck man diese zusammenstellt und in welchem Zusammenhang man sie anbringt, mit welchen Argumenten man sie untermauert und wie man sie vorträgt.
Du hast Kritik an der Migrationspolitik in eine Diskussion geworfen, in der es um die rassistische Instrumentalisierung eines schlimmen Verbrechens ging. Du hast die Studie über Fehler in der Berichterstattung der Medien in eine Diskussion über die Gleichschaltung der Presse eingebracht. Du wirfst einen Plan der UNO zur gesteuerten Migration um der Alterung der Gesellschaft vorzubeugen in eine Diskussion über die verschwörungstheoretisch ‚geplante Umvolkung'. Du nutzt also Beiträge des vorhandenen gesellschaftlichen Disputs, um extremere Ansichten zu untermauern.
Im besten Fall kann man dir vorwerfen, am Thema vorbei geschrieben zu haben. Man könnte aber auch das Gefühl bekommen, du würdest absichtlich Aussagen und Studien verdrehen und fehlplatzieren, um rassistische, verschwörerische, und hetzerische Debatten anzuheizen.