Ich verstehe deine Ansicht und kann sie auch nachvollziehen, aber
eine Meisterschaft wird nicht mehr durch eine Andi Möller Gedächtnis Schwalbe geschafft werden. Ein Wembley Tor wäre mit heutigen Hilfsmitteln nicht gefallen.
Genau das macht für mich einen unfassbar großen Reiz des Fußballs aus.
Für mich ist Fußball eben nicht 11 leistungsoptimierte Superspieler gegen 11 leistungsoptimierte Superspieler, wo am Ende nur minimale Trainerentscheidungen und -eingriffe und das "Spielermaterial" entscheiden.
Für mich ist Fußball auch mal ein Spieler, der keinen Bock hat. Ein Schiri, der einen Fehler macht. Ein Stürmer, der vierzehnmal am Stück die Latte trifft und dann endlich den Torbann mit einem Abseitstor bricht, was nur zählt, weil genau in dem Moment des Abspiels eine im Pommessturzflug befindliche Möwe dem Linienrichter die Sicht verdeckt.
Was ist das Wembley-Tor für eine geile Geschichte! Bald 60 Jahre später zerreißen wir uns immer noch das Maul darüber. Wie geil ist das denn bitte, dass wir auch heute noch darüber diskutieren können und es nicht die eine Wahrheit gibt?
Dass Susi Möller
diese eine Schwalbe hingelegt hat (und sie peinlicherweise auch noch funktionierte), hat jahrelang für Gesprächs- und Zündstoff gesorgt. Alleine die Interviews danach, herrlich! Daran reiben sich im Pott noch heute die Leute und viel geiler geht das doch gar nicht, ein bleibendes Merkmal, dass die Gemüter erhitzt aber trotzdem letzten Endes harmlos ist.
2010 in Südafrika hat Lampard den Doitschen
den Ball klar hinter die Linie gedroschen. Durch Vuvuzelalärm betäubte Schiris waren so verwirrt, dass sie einen Knick in der Torlinie sahen und deswegen zählte das Tor nicht, Deutschland gewann 4:1. Was für ein Wahnsinn - bei einer WM! Wie geil ist das denn bitte!? Was haben wir gelacht an dem Tag (und das kommt von mir, einem der mit der deutschen Nationalmannschaft nun überhaupt gar nichts anfangen kann).
Fehlentscheidungen gehören zum Fußball, Schiris sollten dafür medial
deutlich weniger angegangen werden - aber die Fans müssen und sollen sich darüber furchtbar aufregen dürfen. Ein Teil der Emotionen kommt vom Gefühl des Beschissenwerdens und der Häme, wenn es dann doch einmal den Gegner trifft und nicht einen selbst. Nach den 90 Minuten können wir das gerne wieder abschweifen und Friedefreudeeierkuchen die Hände halten, dass darf jeder für sich selber entscheiden, aber während des Spiels gehts eben richtig rund und es werden keine Gefangenen oder Freunde gemacht (mit wenigen, dafür umso wichtigeren Ausnahmen). Je mehr Spielunterbrechungen es gibt, desto lahmer wird es. Je mehr auf Technik angewiesen die Spielleiter sind, desto langweiliger.
Ansonsten bleibt mir nur,
Janus Góra zu zitieren. Lieber tausendmal 'Skandal!' als noch einmal fünf Minuten im Limbo warten, ob ein Hansator zählt oder nicht.